Wie Weihnachten und Ostern: Maemo und NEPOMUK
Die nächste Version von Maemo (Codename „Fremantle“) wird mit dem Meta Tracker nicht einfach nur ein weiteres Stück freier Software aufnehmen. (Der Meta Tracker ersetzt den proprietären metalayer-crawler, der bisher für die zentrale Indizierung von Dateien auf Internet Tablets zuständig war.) Nokia geht noch einen Schritt weiter und setzt für die Datenstruktur des Meta Trackers auf die RDF-Ontologien des NEPOMUK-Projekts. Wer mich kennt weiß jetzt, was mich daran so glücklich macht: RDF! Mit dem nächsten Maemo-basierenden „Internet Tablet“ (Nokia wird einen neuen Namen für den Gerätetyp verwenden) werde ich also zwei der für mich im Moment spannendsten Ideen im wahrsten Sinne des Wortes „in Händen halten“: freie Software und semantische Datenverarbeitung. Mehr noch: Daß Nokia sich entschlossen hat, nicht einfach hausgemachte RDF-Statements zu verwenden, sondern für die Datenbeschreibung auf NEPOMUK-Ontologien zu setzen, ist ein klares Signal in Richtung Offenheit und Interoperabilität. Bereits heute bildet NEPOMUK einen Teil der Desktop-Umgebung KDE 4.
Eine weitere freundliche Geste findet sich gegen Ende der Mail von Urho Konttori, die die Verwendung der NEPOMUK-Ontologien ankündigt:
We are developing a mobile semantic content storage and retrieval solution that uses NEPOMUK as its base ontology. We are in the process of adapting and extending the ontologies and pushing the changes to be part of the NEPOMUK standards.
Nokia wird also auch Veränderungen, die für Maemo 5 sinnvoll erscheinen, wieder zurück an die OSCA Foundation spielen, die die Standards mittlerweile weiterentwickelt. Ein gutes Signal in einem Umfeld, in dem gerade großen Konzernen vorgeworfen wird, sich offener Standards immer nur zu bedienen, ohne jemals etwas zurückzugeben.
Diese Information kommt für mich gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die ursprünglich so hohen Erwartungen an Maemo 5 haben sich mit der am 2.3. veröffentlichten Alpha-Version ziemlich relativiert. Alles Positive, was Nokia in den technischen Unterbau investiert hat, wird durch ein miserables User Interface wieder zunichte gemacht. Zwar bleibt die Hoffnung, daß von der Alpha bis zum fertigen Produkt noch die eine oder andere Optimierung erfolgt, die Grundlegenden Strukturen sind jedoch klar ersichtlich und haben bei niemandem in der Maemo-Gemeinde für uneingeschränkte Begeisterung gesorgt. Da kommt so ein bißchen RDF als Seelentröster gerade recht.
Executive Summary für den Herrn Blue: Das nächste € 400,- Spielzeug vom Herrn Ossi wird zwar sauschiach, aber technisch orgasmös.
Und im übrigen wissen wir seit der letzten Ossi-Hitparade, daß Themen wie die Nokia Internet Tablets und das semantic Web es durchaus in die Top 10 schaffen. Die Leut mögen das, glaub mir. ;)
Maemo: