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GNU/Linux als Liebestrank: Nokia im Bett mit Intel

Kurz nach 17:00 Uhr sind die Pressemitteilungen bei Nokia und Intel online gegangen: Die beiden Unternehmen verstärken ihre Zusammenarbeit im Bereich „mobile computing“. Zentraler strategischer Bestandteil ist dabei GNU/Linux.

Die Ähnlichkeit in der Entwicklungsarbeit war bisher schon auffällig. Intels Moblin und Nokias Maemo sind zwei auf den mobilen Einsatz hin optimierte Distributionen, die sich hauptsächlich im Bereich User Interface voneinander unterscheiden. Unter der Oberfläche sind wichtige Systembestandteile und Technologien identisch. Auch gab es bereits konkrete Zusammenarbeit bzw. den Austausch von Ergebnissen: Das ofono-Projekt, offiziell eine Kooperation von Nokia und Intel, wird hauptsächlich von Nokias Maemo-Code gespeist und erlaubt Intel den Zugriff auf die Kernkompetenz des finnischen Konzerns, die GSM/UMTS-Technologie. Umgekehrt bediente sich Nokia gerne beim ursprünglich von einer Intel-Tochter entwickelten Clutter Toolkit.

Genau an dieser Stelle, am technischen Unterbau von Moblin und Maemo, soll nun offenbar verstärkt zusammengearbeitet und investiert werden. In der Presseaussendung liest man dazu:

The companies are coordinating their Open Source technology selection and development investments, including alignment on a range of key Open Source technologies for Mobile Computing such as: oFono, ConnMan, Mozilla, X.Org, BlueZ, D-BUS, Tracker, GStreamer, PulseAudio. Collectively, these technologies will provide an open source standards-based means to deliver a wealth of mobile Internet and communication experiences, with rich graphics and multimedia capabilities.

Den aufgezählten Projekten werden die von den zwei Konzernen zur Verfügung gestellten Mittel sicherlich nicht schlecht tun. Wichtiger allerdings: Beide Unternehmen setzen sich das Ziel, ihre Entwicklungen an diesen Projekten zu koordinieren. Ehrenhafte Vision: Was unter Moblin läuft, soll leicht auch auf Maemo portiert werden können (und umgekehrt). Programmierer wirds freuen … und damit auch Konsumenten wie mich.

Weiters erhält Intel von Noka Lizenzen zur Verwendung von Technologien für 3G/HSPA-Geräte. Es wird erwartet, daß Intel diese in Produkten einsetzt, die auf der neuen Moorestown-Plattform basieren. Moorestown soll Intel zum Durchbruch unter anderem auch auf dem Smartphone-Markt verhelfen. Derzeit läuft noch eine Pressekonferenz mit Repräsentanten beider Firmen. Einige Journalisten erwarten, daß dabei noch weitere Details bekannt gegeben werden, vielleicht sogar die Verwendung genau dieser Moorestown-Plattform in zukünftigen Nokia-Produkten. (Das wäre eine mittlere Sensation.) Für mich sind die Hardware-Spekulationen eigentlich nebensächlich. Ob die Chips von Texas Instruments oder Intel kommen, ist mir egal. Die Softwareentwicklung ist das interessantere Thema - und da könnte sich mit der strategischen Partnerschaft zwischen Nokia und Intel doch einiges tun.

 
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