N900 als Datenspion: Nokia schweigt
Im Zuge des Firmware-Updates auf Version PR 1.2 sendet das N900 eine SMS an eine Nokia-Rufnummer, die das Gerät für den Zusatzdienst My Nokia registriert. Das wär jetzt an sich gar nicht so entsetzlich schlimm (My Nokia ist ein harmloser und völlig nutzloser Verständigungsdienst für Software-Updates), wenn da nicht eine Kleinigkeit wäre: Man kanns nicht verhindern. Der Dialog, der einen beim ersten Start nach dem Update über die Nutzungsbestimmungen von My Nokia informiert, gibt keine Wahl zwischen „Annehmen“ und „Ablehnen“, zwischen „jetzt registrieren“ und „später registrieren“. Man kann dort nur „Weiter“ klicken - und ist damit angemeldet. Welche Daten (außer der eigenen Telefonnummer) noch an Nokia übermittelt werden ist unbekannt. Ein Mitglied der Maemo-Community hat sich aber die Mühe gemacht herauszufinden, welche Daten dieses Registrierungsprogramm zunächst einsammelt. Das Ergebnis der Recherche ist hier nachzulesen.
Die Registrierung erfolgt mit einer SMS, die das Gerät auf Kosten des Benutzers an eine von Nokia definierte Nummer schickt. Man kann diese Registrierung zwar sofort wieder in den Systemeinstellungen rückgängig machen, aber auch das erfolgt per SMS - und wieder auf eigene Kosten. (Wenn es denn funktioniert: viele Benutzer klagen darüber, daß sie bei diesem Versuch nur Fehlermeldungen erhalten.) Ob die übermittelten Daten nach einer Abmeldung vom Nokia-Server gelöscht werden, ist natürlich nicht kontrollierbar.
Am 25.5. begann darüber eine Diskussion im Maemo-Forum. Zwei Tage später wurde der offizielle Bug-Report erstellt. Das erste Mal auf einem Blog tauchte der Vorwurf am 10.6. auf. Zwischenzeitlich gabs auch Versuche, die Sache über Mails an bekannte Mitarbeiter des Maemo/MeeGo-Teams bei Nokia zu regeln. Allein: Finnland schweigt. Keine Erklärung, keine Antwort, keine Reaktion.
Dabei ist die Sache durchaus würdig besprochen zu werden. Einzelne Benutzer teilen im Forum mit, daß die Benutzungsbedingungen für My Nokia in ihrem Land nicht gesetzeskonform sind. Andere meinen, der gesamte Mechanismus der automatisierten Registrierung würde gegen lokale Rechtsvorschriften verstoßen. Egal wie die juristische Lage tatsächlich aussieht: Vor allem das Image von Maemo als „gutes“, „offenes“ Betriebssystem (im Gegensatz vor allem zu Googles Datenkrake Android) steht auf dem Spiel. Maemo-User reagieren, wie die Diskussionen zeigen, empfindlicher auf solche Dinge als Benutzer anderer Produkte.
Krisenmanagement findet bei Nokia diesbezüglich durch Schweigen statt. Man hält sich beide Ohren zu und singt lustige Lieder, um die Beschwerden nicht hören und nicht beantworten zu müssen. Erstmals wünsche ich mir Steve Jobs im Maemo-Team: Not that big of a deal
als Antwort wäre zwar eine unverschämte Frechheit, aber 10x besser als das, was Nokia derzeit bietet.
Immerhin: Für die, die noch nicht auf PR 1.2 upgedated haben, gibt es einen Workaround für das Problem: Im Maemo-Wiki wird eine Möglichkeit beschrieben, wie die Zangsregistrierung unter bestimmten Voraussetzungen zu umgehen ist.
apple-esque und google-mässig... warum bloß muß ein Konzern bei solchen "Mitbewerbergrauslichkeiten" mitziehen? Offenbar ist es heutzutag einfach notwendig, seine Kunden auf Schritt und Tritt zu überwachen, damit sie ja nicht zur Konkurrenz wechseln. Oder damit man einfach bescheid weiß, welche Einnahmequellen *noch* zu erschließen sind.
Grauslich.
Es ist schon ein Unterschied, ob einmal eine SMS gesendet wird … oder ob, wie bei Android, Google die Möglichkeit hat, ungefragt Software zu installieren und zu deinstallieren, weil sie eine permanente (verschlüsselte) „Service“verbindung zum Gerät halten.
Nokia: