Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Hardware und Software



Kontaktanzeige: Er sucht S60

Liest hier jemand mit, der mich kennt, technisch verspielt ist, ein Nokia-Telefon mit S60, 3rd Edition besitzt (z.B. 3250, 6290, 6120, 6110 Navigator, 6210 Navigator, N95, N95 8GB, N82, N96, E71, E90, N80, E61, …), in Wien wohnt und über einen halbwegs kostengünstigen Datentarif verfügt? (Alter und Aussehen egal, nur Verspieltheit zählt.)

Ich würd gern mal Nokias neues Service Friend View ausprobieren und habs bei mir auch schon installiert - es scheitert nur daran, daß ich keine Freunde hab. Zumindest keine, von denen ich aus dem Stand wüßte, daß sie meinen oben angeführten Mindestanforderungen entsprechen. ;)

Friend View ist eine Mischung aus „Ich sehe, wo Du gerade bist“ und Micro-Blogging. Die Beta Labs beschreiben es als an experimental research project, was weniger eine revolutionäre Idee, sondern ungetestete, halbfertige Software bedeutet. Sei’s drum. Ich find das Konzept nett und eigentlich auch ganz brauchbar umgesetzt (eine kleine Idee davon vermittelt das Promo-Video).

Also: Rührt Euch per Mail bei mir, wenn Ihr das Programm erfolgreich installiert habt. Oder fügt mich gleich zur Liste hinzu, ich verwende auf Friend View den gleichen Namen wie hier.


Mozilla Fennec: „Browser“ des Grauens

Fennec LogoFennec heißt der jüngste Browser des Mozilla-Projektes. Er soll bewährte Firefox-Technologie mit einer für mobile Geräte optimierten und völlig neu gestalteten Benutzeroberfläche verbinden. Die Nokia N8x0-Tablets sind die ersten Geräte, für die die Alpha-Version von Fennec verfügbar ist, und ich teste seit einer knappen Woche. Beeindruckt bin ich nicht.

Genau das, was Fennec ausmachen und von anderen Browsern abheben soll, ist völlig mißglückt: das User Interface. Es beginnt schon damit, daß Fennec als einziger mir bekannter Browser eine Bedienungsanleitung benötigt. Beim Start wird man mit dem Konzept bekannt gemacht, daß sämtliche Bedienelemente erst dann erscheinen, wenn man links oder rechts über den Seitenrand hinaus scrollt (ein Video der extrem langsamen Testversion verdeutlicht das). Wer diesen Hinweis eilig überblättert, hat schon verloren.

Andererseits ist es auch nicht weiter schlimm, wenn man die Bedienelemente nicht findet: Es gibt nämlich fast keine. Zwei Buttons für „Vor“ und „Zurück“, dann welche für die Lesezeichen, einer für ein Optionen-Menü. Das wars. Mehr ist nicht. Einen Link in einem neuen Tab öffnen? Geht nicht. Seite speichern? Nein. Link zur Seite per Mail verschicken? Nicht mit Fennec. Bild speichern? Braucht keiner. Text markieren und kopieren? Computer sagt nein.

Die Aufgabe „Entwickle ein einfaches User Interface“ hat das Fennec-Team gelöst, indem es einfach gar kein User Interface entwickelt und damit alle üblichen Browser-Funktionen unzugänglich gemacht hat. (Dieser Ansatz ist in der Branche nicht neu.)

Zu allem Überfluß haben sie auch noch dort gepatzt, wo sie dann doch Funktionen eingebaut haben: Der Button „Zurück“ gehört zu den am häufigsten genutzten beim Browsen. Die Firefox-Entwickler haben das erkannt und ihn bei Firefox 3 extra groß gemacht. Bei Fennec ist das anders: Da ist er gut versteckt in einer Zauberleiste, die nur beim Scrollen nach rechts sichtbar wird. Mehrere Seiten zurück? Kein Problem: Nach rechts scrollen, Button klicken, nach rechts scrollen (Nein! Die Zauberleiste bleibt nicht etwa offen!), Button klicken, nach rechts scrollen, Button klicken, …

Das Fennec-Team rechtfertigt diese Fingergymnastik damit, daß möglichst viel Platz für den eigentlichen Seiteninhalt zur Verfügung stehen soll und daher alle Bedienelemente aus dem Anzeigebereich verschwinden mußten. Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Auf dem N800 muß Fennec sich den direkten Vergleich mit dem ebenfalls auf Firefox basierenden MicroB-Browser gefallen lassen. Auch dort läßt sich die Leiste mit URL-Eingabefenster, Vor-/Zurück-Buttons etc. ausblenden, auf Wunsch (und damit: in der Regel) bleibt sie aber stehen. Sie nimmt dabei exakt 56 Pixel eines 480 Pixel hohen Bildschirms ein. Diesen Platz opfert man gerne, wenn man dafür alle Funktionen nur einen Klick entfernt hat. Überhaupt kenne ich keinen mobilen Browser, der nicht die gesamte verfügbare Bildschirmfläche für die Anzeige des Seiteninhalts nutzen kann. Alle diese Browser kommen ohne das von Fennec erfundene Zauberland jenseits des Seitenrandes aus und bringen noch wesentlich mehr Funktionalität in gut durchdachten User Interfaces unter.

Bleibt die Frage, warum Fennec dennoch so viel mediale Aufmerksamkeit erzielt hat und so viele Lorbeeren erntet. Ein Fennec-Entwickler hat diese Frage vorab in seinem Blog beantwortet: Visual Momentum and Physics are compelling. Nothing shouts “sexy!” like pretty animations and a physics engine. - Ja! Es ist einfach lustig, die Seite mal nach links, mal nach rechts zu schieben und dann auf coole Knöpfchen zu drücken. Das macht viel mehr Spaß als so ein dröges Menü, das wir schon aus 100.000 Desktop-Anwendungen kennen. Das Problem ist nur: Nach ein paar Tagen Scrollen nach links und noch drei Tagen Scrollen nach rechts ist der Spielfaktor weg. Dann bleibt der Alltag. Spätestens dann will man wieder schnell zurückblättern können beim Surfen - oder eine Seite offline speichern, weil man im Zug zwischen Berlin und  Züssow keinen UMTS-Empfang hat. Dann wirds ärgerlich mit Fennec.

Zu befürchten steht, daß es tatsächlich ärgerlich wird: Die Bande zwischen Nokia und Mozilla sind eng. Es wird kein Zufall sein, daß die Nokia-Tablets derzeit die einzigen Geräte mit Fennec sind. Ich gehe davon aus, daß die nächste Version von Maemo von MicroB auf Fennec schwenkt. Hoffentlich lernt man bis dahin aus den gröbsten Fehlern.


I❤Apple: Bonjour, N800!

Selbstgespräche mit AvahiIch habe Apple ja immer geliebt. Seit heute weißt ich auch, warum: Ich kann mit mir selber chatten! ;)

Beim Durchprobieren verschiedener Chat- und Instant-Messaging-Programme für mein Nokia N800 bin ich über Pidgin gestolpert (befindet sich im Maemo Extras Repository). Dabei ist mir im Application Manager ein wunderliches Zusatzpaket mit dem Namen „Pidgin Bonjour Support“ aufgefallen, das ich sicherheitshalber mit installiert habe. Wer weiß, wofürs gut ist?

Ich weiß es - allerdings erst jetzt, nachdem ich mit mir selbst gesprochen habe: Das Ding führt nämlich dazu, daß die beiden in meinem Netzwerk aktiven Chat-Programme sich sofort gegenseitig finden und „Oskar Welzl“ am Desktop-PC mit dem „Oskar Welzl“ am N800 einen freundlichen Chat führen kann, auch ohne Verbindung zum Internet.

Hintergrund: Bonjour ist einer der vielen Namen für die von Apple entwickelte mDNS/DNS-SD-Technologie. Unter GNU/Linux heißt das entsprechende Service Avahi, Apple selbst nannte es früher einmal Rendezvouz. Gedacht ist es eigentlich dafür, daß Geräte in einem Netzwerk einander mitteilen, welche Dienste (Fileserver, Drucker, …) sie zur Verfügung stellen. Im Idealfall lassen sich diese Services dann ohne weitere Konfiguration im LAN nutzen.

Findige Köpfe haben auf dieser Basis die Jabber-Erweiterung XEP-0174: Serverless Messaging entwickelt. Die funktioniert genialisch einfach: Man richtet auf seinem eigenen Gerät ein Chat-Konto ein, das man mit nichts anderem als dem eigenen Namen konfigurieren muß. Sobald dann im gleichen LAN ein ebenfalls mDNS/DNS-SD-fähiger zweiter Chat-Client auftaucht, sieht man den Namen des Benutzers automatisch in seiner Kontaktliste und kann zu chatten beginnen.

Bei Pidgin am Desktop hatte ich dieses Leistungsmerkmal bereits mitkonfiguriert, ohne daß es mir bewußt war. Am N800 muß man dafür das erwähnte Paket „Pidgin Bonjour Support“ nachinstallieren. Aber auch der von Nokia auf Telepathy-Basis entwickelte Standard-Chat-Client am N800 kann mit mDNS/DNS-SD umgehen: Man muß dafür nur die noch als holprige Beta qualifizierten Erweiterungen, die unter dem Namen RTCOMM-Update angeboten werden, installieren. (Diese Updates enthalten übrigens auch auch AIM, IRC, Yahoo!, MSN und alle möglichen anderen Chat-Protokolle und sind durchaus empfehlenswert. Leider ist die Homepage veraltet und zeigt nicht mehr auf den aktuellen rtcomm-beta-installer; man muß stattdessen in diesem Verzeichnis nach der jüngsten Version suchen.)

Vielleicht sind Selbstgespräche vom N800 zum Desktop kein wirklich überzeugendes Anwendungsbeispiel für diese Technologie. Es gab aber tatsächlich eine Situation, in der dieser selbstkonfigurierende Chat auf vernünftige Weise zum Einsatz kam: Beim letzten Maemo-Summit in Berlin trafen einander mehrere hundert Menschen zum ersten Mal „im echten Leben“. Man kannte allerdings die Namen der anderen Teilnehmer, da die meisten in Blogs, Foren oder Mailinglisten elektronisch miteinander in Kontakt standen. Von diesem Treffen sind Situationen überliefert, in denen ein Konferenzteilnehmer plötzlich einen ihm bekannten Namen am Display seines N800 entdeckt und ihn angechattet hat: „Hey, heb mal Deine Hand! Ich will endlich mal sehen wer Du bist.“ Das ist eben Apple-Know-How. ;)


Nokia N800/N810: Firmware-Update 4.2008.36-5

Eigentlich wollte ich das Firmware-Update vom 29.9.2008 für mein N800 blogmäßig ja einfach übergehen. Es gab zunächst einfach keine auffälligen neuen Funktionen (trotz einer sehr langen Liste geänderter Systemdateien), die eine Erwähnung gerechtfertigt hätten.

Nach zwei Tagen Betrieb stellt sich die Sache anders dar: „It's the battery, stupid!“ Es scheint so, als hätte Nokia diesmal vor allem darauf geschaut, den Stromverbrauch weiter zu reduzieren und so die Betriebszeit zu verlängern. Abgesehen davon braust der Browser jetzt schneller über Seiten, die ihn vorher kurz mal zum Stottern gebracht haben. Der einzige wirkliche Fehler, der behoben wurde, ist Bug #3304, der das Öffnen des Mail-Programms betrifft.

Lieber nicht ohne weiteres updaten sollten alle, die (unter anderem) einen eigenen Kernel laufen haben, den X-Server mit der sliderotate-Erweiterung verändert oder die Datei /home/user/MyDocs/.documents/osso_software_copyright.pdf in einen Symlink verwandelt haben. Nokia hat für das Zusammenstellen des fertigen Update-Pakets offenbar den Ferialpraktikanten abkommandiert, der nur die Standardkonfiguration berücksichtigt hat. Das Update kann daher, wenn das Tablet auf eine der hier erwähnten (zugegeben exotischen) Arten umkonfiguriert wurde, dazu führen, daß das Gerät gleich gar nicht mehr startet. Alles kein Problem, wenn mans weiß: Dieser Thread auf ITT (und vor allem dieses eine Posting darin) geben Auskunft über mögliche Probleme und Ursachen. (Auf meinem nur mittelmäßig mißbrauchten N800 gabs übrigens keine Schwierigkeiten.)

Was mich nach wie vor fasziniert ist die Tatsache, daß Firmware einfach so übers Internet aktualisiert wird, ohne daß man dabei Daten sichern und zurückspielen muß und alle bereits installierten Programme verliert. Das hat früher die Freude an solchen Dingen doch sehr getrübt. ;)


Free As In Fre(e)mantle

Peter Schneider beim Maemo Summit 2008 (© Roope Rainisto)In Berlin ging gestern das an die OSiM angeschlossene Maemo Summit zu Ende. Alles in allem waren rund 200 Maemo-Entwickler rund vier Tage zusammen, um Erfahrungen auszutauschen (und zu feiern *g*). Die wirklich entscheidenden Neuigkeiten kamen dabei von Nokia selbst: viele Details zu Maemo 5 (Codename „Fremantle“).

Der wichtigste Punkt aus meiner Sicht ist ein weitergehendes Bekenntnis zu freier Software. Quim Gil stellt seine Präsentation über Nokias Sicht der Dinge auf seinem Blog zur Verfügung, und erstmals klingt alles nach einem durchdachten Konzept: Niemand macht hier jemandem etwas vor, Maemo ist kein ideologisches Projekt und 100% freie Software sind kein Ziel per se. Aber Nokia hat die wirtschaftlichen und technischen Vorteile erkannt. Mehr (und systematischer) als bisher wird auf freie Software gesetzt. Wenn die entsprechenden Projekte noch nicht dort angekommen sind, wo man sie für den Einsatz auf Nokia-Geräten gerne hätte, wird das Projekt selbst unterstützt (mit Geld oder von Nokia beigesteuertem Code), statt wie bisher hausintern an proprietären Ersatzlösungen zu stricken (Upstream is where the stuff really happens). Nur bei den Komponenten der Benutzerschnittstelle, dort, wo man sich für den Konsumenten sichtbar vom Mitbewerb unterscheiden möchte, will und wird man weiterhin nicht ausschließlich freie Software verwenden.

Technisch nicht wirklich interessant, aber fürs Marketing gut: Das neue User Interface wird die Grafikmöglichkeiten, vor allem die Hardwarebeschleunigung der OMAP3-Prozessoren ausnutzen. OpenGL bildet die Grundlage, Clutter wird Teil der neuen Oberfläche sein. (Bisher waren solche Effekte nicht möglich, da der im N800/N810 verwendete Chip Hardwarebeschleunigung nur in VGA-Auflösung zusammengebracht hätte.) Zumindest für die unter 25jährigen wird das den Spaßfaktor erhöhen. - Clutter ist übrigens ein interessantes Beispiel für das Engagement Nokias bei „unfertigen“ Projekten: Es wird von der mittlerweile von Intel aufgekauften Firma OpenedHand entwickelt. Intel ist mit den MIDs und Moblin Nokias Hauptkonkurrent auf diesem Markt. Bei Moblin verwendet Intel Nokias Hildon-Framework, Nokia unterstützt die Weiterentwicklung der nun im Intel-Lager angesiedelten Clutter-Bibliothek. Schöne freie Software-Welt …

Auffallend ist der für ein Gerät in Smartphone-Größe ungewöhnliche Hang zu Desktop-Technologien: Clutter (3D-Effekte), GUPnP (UPnP-Framework), upstart (schnellerer Systemstart), Meta Tracker (Indizieren von Metainformationen zu Dateien, ersetzt den proprietären metalayer-crawler), PulseAudio (netzwerkfähiger Soundserver), OHM (Hardwaremanagement), … Alle diese Technologien wurden für den Desktop entwickelt und werden nun Teil von Fremantle. Nokia lehnt sich dabei teilweise sehr weit aus dem Fenster: Vieles davon ist unfertig oder kaum erprobt. Geld, das Nokia für die Optimierung und Fehlerbehebung in die Hand nimmt, kommt mir damit unmittelbar auch auf meinem Desktop-Rechner zugute.

Zur Theorie kommt die Praxis: Einige der bisher proprietären Systemteile hat Nokia bereits als freie Software nachprogrammiert und das Ergebnis während des Meetings online gestellt. Ja, der lang erwartete freie WLAN-Treiber ist auch mit dabei.

Der Zeitplan für Maemo 5 ist ernüchternd, muß also realistisch sein: Eine erste Alpha wird für November 2008, eine Beta erst im Mai 2009 erwatet. Wann dann ein fertiges System steht und mit neuen, OMAP3-basierenden Geräten ausgeliefert wird, möchte man sich gar nicht erst vorstellen. Überhaupt war die Frage nach neuer Hardware die am häufigsten gestellte - und am auffälligsten ignorierte. In diesem Punkt hat die Veranstaltung mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Unter Umständen ist in diesem Zusammenhang die Präsentation von Erkko Anttila & Quim Gil bedeutsam, die als Hauptziele vom Maemo Internet+Multimedia+Computer nennt - das ist zwar inhaltlich nichts Neues, in der Kommunikation aber doch ein Schritt weg vom bisherigen „Nur-Internet Tablet“. Vielleicht bastelt Nokia intern an der marketingmäßigen Neuerfindung dieses Gerätetyps.

Alles in allem: gut gemacht. Die gröbste Experimentierphase bei Maemo scheint vorüber, soweit das bei einem Projekt dieser Art überhaupt möglich ist. Es gibt klare Spielregeln und definierte Schnittstellen hinaus in die Welt der freien Software. Mein persönlicher Wunsch an Nokia: Markteinführung eines neuen Tablets bitte entweder rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft oder so kurz vor dem 18. Juni. OK?


GDM Prefetch: Schneller zum Desktop

Gerade das Hochfahren des Systems und das Starten der grafischen Benutzeroberfläche nach dem Einloggen dauern unter GNU/Linux meist deutlich länger als unter proprietären Systemen, die von einem einzigen Hersteller kommen. Das ist eine zwingende Folge der Wahlfreiheit, die GNU/Linux auszeichnet. Trotzdem kann man an einigen Stellen spürbar nachbessern.

Zum Hintergrund: Im Vergleich zu GNU/Linux haben es Windows und OS X leicht. Jeder Teil des Betriebssystems weiß genau über die anderen Komponenten Bescheid, weil alles aus einem Guß ist und es keine Alternativen gibt. Die Abläufe lassen sich so viel besser koordinieren. Ein gutes Beispiel ist der Login-Vorgang:

Während Windows auf meinen Benutzernamen und mein Kennwort wartet, rattert die Festplatte ununterbrochen weiter. Kein Wunder: Egal was ich beim Login eingebe, es ist ziemlich klar, welche Programme und Dateien nachher benötigt werden. Logischerweise werden diese Dateien daher gleich geladen und im Hintergrund gestartet, damit anschließend alles schneller geht.

Bei GNU/Linux ist das von Grund auf anders: Ich kann mich beim Login für Gnome, KDE, Fluxbox, Xfce oder irgendeine andere Desktop-Umgebung entscheiden; möglich ist auch, daß ein Systemadministrator pro Benutzer andere Desktop-Umgebungen eingerichtet hat. Im Ergebnis bedeutet das: Erst nachdem Benutzername und Kennwort eingetippt und bestätigt sind ist klar, welche Programme und Dateien benötigt werden. Vorher sitzen vier Prozessorkerne à 1,4 GHz gelangweilt rum und sind ausschließlich damit beschäftigt, die Tastatureingaben beim Login zu verarbeiten.

Gottseidank läßt sich dieses Verhalten anpassen: Das Login-Programm GDM zum Beispiel kann so eingerichtet werden, daß es schon während des Logins alle Dateien (Programme, Bibliotheken, Schriften,...) lädt, die man in der Datei /etc/X11/gdm/gdmprefetchlist angibt. Schöne Sache. Nur: Wie befüllt man diese Prefetch-Liste? Mit anderen Worten: Woher weiß ich, welche Systembibliotheken und Hilfsdateien geladen werden müssen? Zwar gibt es eine Voreinstellung, die von GDM mitinstalliert wird. Die ist allerdings nicht nur sehr rudimentär, sonder de facto nutzlos, weil eben kein GDM-Entwickler wissen kann, was nach meinem Login auf meinem Rechner passieren wird.

Lösung: selber basteln. Mit dem Befehl lsof -u name bekommt man eine Liste sämtlicher Dateien, die für Prozesse des Benutzers „name“ (muß eben durch den eigenen Login-Namen ersetzt werden) geöffnet sind. Ein bißchen awk-Zauberei bringt diese Liste in ein vernünftiges Format, sortiert sie und befreit sie von unnötigen Versionsangaben bei Bibliotheken:

lsof -u name | awk '$4 ~ "(mem|txt)" {sub(".so(.[0-9]+)+", ".so", $9); print $9}' | sort -uo /tmp/prefetch-files.lst

Dieses Wundermittel habe ich im gentoo-Forum gefunden. Man läßt es laufen, nachdem man den üblicherweise verwendeten Desktop ohne prefetch gestartet hat und verwendet das Ergebnis (/tmp/prefetch-files.lst) als neue gdmprefetchlist. Der Witz dabei: Wenn man z.B. schon mal Firefox und Evolution startet und die Befehlszeile erst dann laufen läßt, werden auch die für diese Programme benötigten Dateien mitgeladen und der Start entsprechend beschleunigt. Bei viel RAM (und das hab ich) kann sich das auszahlen, wenn man ohnehin fast immer die gleichen Applikationen verwendet.


HSDPA, OMAP3, hochauflösende Kamera

Diese Gemeinheit bringt nur Nokia auf die Reihe: Ari Jaaksi beginnt seine heutige Präsentation mit den Worten No product presentation today - um dann im Detail darzulegen, welche Hardwarefeatures die neue Softwaregeneration Maemo 5 unterstützen wird … Den Mund wässrig machen dabei vor allem:
  • HSDPA als weitere Verbindungsmöglichkeit neben Bluetooth, WLAN und WiMAX; allerdings: nur Datenverbindungen, keine Voice-Calls („It's not a phone“)
  • ein OMAP3430 Prozessor mit einem ARM-Cortex-A8-Kern. (Die ARM-Cortex-Reihe bringt die Augen der Geeks zum Glitzern: noch gibt es kein serienreifes Gerät mit dieser Technologie, die technischen Daten und Prototypen sind aber beeindruckend.)
  • eine hochauflösende Kamera

Kein Einführungsdatum, kein Preis, kein Produktname … Nur ein verwirrter Nokia-Angestellter, der seinen Chef nach dem Vortrag im Foyer fragt, ob er den Prototyp am Freitag jetzt herzeigen darf oder nicht. Aaaaahhhhh!

Wohltuend die Betonung, die Jaaksi auf die Arbeit mit Upstream-Projekten legt: Den gesamten Code für 3G/HSDPA hat Nokia noch heute dem offiziellen Linux-Kernel zur Verfügung gestellt. Weitere Code-Teile für den OMAP3430 sollen in den nächsten Wochen folgen. Texas Instruments hat (auf wessen Druck auch immer …) seine Politik geändert und legt die Spezifikationen für Chips der OMAP3-Reihe nun offen, was eine wesentlich bessere Unterstützung der Hardware ermöglicht. (Viele der Möglichkeiten des im N800/N810 verbauten OMAP2420 können am Internet Tablet nicht genutzt werden, weil es keine Dokumentation darüber gibt, die den Zugriff mit freier Software erlauben würde.)

Ich weiß also jetzt, was kommt … aber ich habs noch nicht gesehen. Und wenn die am Freitag tatsächlich nur den zum Maemo Summit eingeladenen Entwicklern hinter verschlossenen Türen einen Prototypen zeigen, dann krieg ich die Krise: Ich wollt ein Foto neben diesen Eintrag stellen, verflucht noch mal! ;)


Meeting statt neuem Nokia Internet Tablet?

Ausgerechnet heute! Ich bin ganztägig zugepflastert mit Meetings, und in Berlin findet die OSiM-World 2008 statt. Daß diese Veranstaltung von Nokia dazu genutzt werden wird, um Neuigkeiten über die Internet Tablets bekannt zu geben, habe ich ja bereits vermutet. Die entsprechenden Gerüchte haben sich in letzter Zeit auch verdichtet.

Jetzt gerade lese ich im Blog von ThoughtFix (der in der Regel über Insider-Information verfügt und durch NDAs gebunden ist) unter dem Titel The Last Internet Tablet:

Major changes are on the way for the Nokia Internet Tablet line. Here's the partial scoop: The "Internet Tablet" line may be ending in name but the maemo platform is going strong. Wait a few hours, watch this space, and there will be more.

Um 11:55 Uhr ist eine Rede von Ari Jaaksi, dem Produktverantwortlichen bei Nokia, angesetzt. Wahrscheinlich wissen wir dann schon mehr. 11:55 Uhr - da bin ich grad in einem der ungemütlichsten Besprechungsräume und soll mich bis 16:00 Uhr auf Dinge konzentrieren, die mit den Tablets aber auch gar nichts zu tun haben. Aaaahhh!


N800 Firmware Upgrade beim Frühstück

Ich löffle gerade mein Ei, da erklärt mir mein Nokia N800: „Ein Firmware-Update wär da, bitteschön. Darf ich installieren?“ - Aber gerne doch! Wenige Minuten später läuft die neue Systemsoftware schon. Kein Sichern von Einstellungen, kein Anschließen an den PC, kein Neukonfigurieren der Fremdsoftware … Einfach alles via WLAN beim Frühstück. Endlich werden auch die embedded devices erwachsen. ;)

I Am Free

Screenshot von I Am FreeSeit heute gibts ein neues Programm im Software-Katalog des Nokia N800:

Unter dem Titel „I Am Free“ hat Owen Williams eine Applikation bereit gestellt, die eine hübsche rote Grafik aufs Display malt. Mein Lieblingsprogramm. Besser frei und hier als reich und weg, oder? ;)




development