Hardware und Software
neuere Einträge ...Nokia „N900“: erstes Maemo-fon im Sommer?
Das lange erwartete „Maemo 5 Lead Device“, der Nachfolger des Nokia 700, N800 und N810, ist ein stinknormales Telefon. Ab Juli 2009 soll es - zuerst in den USA, dann weltweit - gemeinsam mit T-Mobile vermarktet werden. Das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht … aber dazu später.
Was ist über das Gerät bekannt? Die wichtigsten technischen Eckdaten hat Nokia bereits 2008 offiziell genannt, einiges davon hat sich dann im ebenfalls längst öffentlichen Quelltext des Betriebssystems bestätigt: OMAP3430 Prozessor, 5MP Kamera mit Blitz, GPS, Accelerometer, HSPA, 800x480 Bildschirmauflösung, Betriebssystem Maemo 5 („Fremantle“), Hardware-Tastatur …
Dazu kommen jetzt folgende Informationen, die MobileCrunch zugespielt wurden:
- 59,7x111x18,2mm, 180g
- Sprachtelefonie via GSM und VoIP
- GSM Quad-Band 850, 900, 1800, 1900; WCDMA 900, 1700/2100, 2100
- 1GB Speicher für laufende Programme (256MB RAM, 768MB Swap)
- bis zu 48GB Massenspeicher
- Videoaufnahmen bis zu 800×480 mit AVC/H.264
- Verfügbarkeit Europa: Oktober 2009
- kleine, 3-reihige Tastatur, kein D-Pad
- 3.5" resistiver Touchscreen
Noch immer nicht bekannt ist der Produktname: „N900“ ist eine Erfindung der User und Blogger. Nokia bleibt bei „Maemo 5 Lead Device“ bzw. dem internen technischen Kürzel RX-51.
Diese Eckdaten haben in den diversen Internet-Treffpunkten einen Sturm der Empörung ausgelöst. Schon die Integration von Sprachtelefonie und die Zusammenarbeit mit T-Mobile sind nicht unumstritten. Der Wegfall des Steuerungskreuzes („D-Pad“) und die weitere Kastration der ohnehin schon wenig gelungenen Tastatur werden als böse Fehler kritisiert. Vor allem aber sorgt die Abkehr von der bewährten 4.2"-Bildschirmdiagonale der Vorgängermodelle für Entrüstung. Tatsächlich: Mickrige 3.5" sind für Tablet-verwöhnte Konsumenten unvorstellbar. Videos, e-Books oder einfach auch normale Internetseiten … gerade weil die im 3-Zoll-Bereich angesiedelte Smartphone-Liga hier versagt hat, haben sich die Leute ein Tablet zugelegt. Es stellt sich also die Frage: Wozu dieses Gerät? Für ein Telefon nach wie vor zu groß und zu schwer, als Tablet zu klein … Naja. Man wird sich was gedacht haben dabei in Finnland. (Die Hoffnung zumindest lebt: Im Kernel-Quellcode finden sich Hinweise auf ein zweites Gerät mit der Bezeichnung RX-71 …)
Was gestern eine echte Überraschung war, erscheint bei Analyse der Vorgänge der letzten Monate durchaus vorhersehbar:
Am 11. Mai schon hat Nokia gemeinsam mit Intel das ofono-Projekt angekündigt. Die beiden Unternehmen entwickeln dabei GPL-lizensierte Programmkomponenten für GSM/UMTS, die von Applikationsentwicklern über definierte APIs angesprochen werden können. Schon damals hieß es:
One of the origins of this project is the work that Maemo has been doing as regular R&D activity. We have no firm plans as to when oFono would be integrated into the platform.
Ebenfalls auffällig waren die plötzlich vergleichsweise riesigen User-Interface-Elemente im Maemo 5 SDK, die auf dem Schirm des N800/N810 reichlich überdimensioniert aussehen. Sogar ich selbst habe damals geschrieben:
Das neue User Interface macht aus dem an sich mächtigen, PC-ähnlichen Maemo ein zusammengestutztes Betriebssystem für Mobiltelefone mit 2"-Display. […]
Ich kanns mir nur so erklären, daß das gesamte System tatsächlich von der esoterischen „Internet Tablet“-Schiene auf ein Leben im Inneren eines Mobiltelefones vorbereitet werden soll.
Nur: Glauben wollte es keiner. Zu oft hat Nokia das uralte Mantra It's not a phone!
wiederholt. - OK, es sind auch jetzt noch nur Gerüchte. Es gibt nach wie vor keine wirkliche Bestätigung abgesehen von einem gekündigten Angestellten. Trotzdem halte ich es für zumindest nicht unwahrscheinlich … leider. Auch ich hätte lieber weiterhin den 4.2"-Bildschirm gehabt, vielleicht sogar 4.5" oder 5". Auch ich hätte mich über mehr statt weniger Hardware-Tasten gefreut. Auch ich hätte auf die Funktion Sprachtelefonie verzichtet, solange nur die versprochene HSPA-Funktion zur Verfügung gestanden wäre. Jetzt freu ich mich umso mehr, daß ich noch ein billiges N810 ergattert habe und warte auf weitere Geräte. So ein RX-51 kann ja nicht das Ende der Fahnenstange sein, und vielleicht gibt es ja auch nach dem geheimnisvollen RX-71 noch weitere Modelle.
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A1 over IP: Geile Spiele mit dem Telefon
A1 over IP ist zunächst einfach ein SIP-Account (mein vierter mittlerweile). Das wäre an sich nicht so wahnsinnig aufregend. Aufregend ist, daß die klugen Köpfe von der Mobilkom SIP und Mobilfunk zusammenwachsen lassen: Eingehende Anrufe auf meine A1-Telefonnummer läuten parallel auf meinem Mobitelefon und einem angemeldeten VoIP-Client. Der Anrufer braucht gar nichts davon wissen, daß er mich per SIP erreicht. Genauso erscheint bei ausgehenden VoIP-Gesprächen ins Fest-/Mobilnetz am Display des Angerufenen meine Handy-Nummer. (Das klingt banal, erspart aber die Was ist denn das für eine komische Nummer?
-Fragen, die bei Verwendung meiner 0720er-Rufnummern jedes Mal kommen. Außerdem verbessert es die Erreichbarkeit bei Rückrufen.)
Die Mobilkom spart es sich auch, klemmig mit Terminierungsentgelten Kleingeld zu machen, wie das z.B. bei Sipcall und Sipgate üblich ist: Diese Provider unterbinden reine Internet-Calls per SIP-URI und zwingen den Anrufer auf teure 0720er-Nummern. Bei A1 ist das anders: Da gibts auch eine dokumentierte SIP-URI und somit Calls von PC zu PC.
Eine echte Freude war das Einrichten des Kontos am N810, das damit tatsächlich zum Zweittelefon für meinen A1-Vertrag wird. Auf kaum einem anderen Gerät ist die Verknüpfung von Mobilfunk-Nummer und VoIP-Technologie so sinnvoll. Und: Ich habs ja meinen Internet-Tablets zu verdanken, daß ich A1 over IP überhaupt entdeckt habe. Ein User auf talk.maemo.org hat das Service in einem VoIP-Thread erwähnt. Ohne ihn wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich anzumelden. (Es braucht einen in Wien lebenden Italiener in einem mit finnischem Geld bezahlten amerikanischen Forum, um mir die Produkte meiner eigenen Firma nahezubringen …)
Kein Licht ohne Schatten: Während die Einrichtung am N810 völlig problemfrei war, kann ich den Account am Desktop nicht ums Verrecken verwenden. Egal ob Ekiga, SJPhone, KPhone, … kein einziges Softphone schafft die Verbindung zum A1-Server. Irgendetwas ist bei A1 anders als bei den anderen SIP-Accounts. Nicht einmal Empathy, das für VoIP den gleichen technischen Unterbau verwendet wie das N810, kann sich anmelden. Naja. Ich bin eh nicht der Typ, der mit dem Headset am PC sitzt. ;)
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Maemo 5: Fremantle Beta Videos
Die düstere Stimmung, die sich schon bei der Alpha-Version angekündigt hat, verfestigt sich: Das neue User Interface macht aus dem an sich mächtigen, PC-ähnlichen Maemo ein zusammengestutztes Betriebssystem für Mobiltelefone mit 2"-Display. (Als Bild zu diesem Beitrag habe ich einen Screenshot des Mail-Clients verwendet: Mit ein wenig gutem Willen ließe sich der sogar so extrem verkleinert noch bedienen.) Die ebenfalls überarbeiteten Hildon Human Interface Guidelines verstärken diesen Eindruck: Komplexe User Interfaces mit mehreren Arbeitsbereichen (Dateimanager, Mailprogramm …) sind nicht mehr gefragt, stattdessen wird jede Auswahl, jede Liste in einem bildschirmfüllenden Zwischenfenster dargestellt. Ein Mailprogramm sollte also zunächst eine Liste mit allen Ordnern (Posteingang, Postausgang, Entwürfe, …) präsentieren, erst beim Klick auf „Posteingang“ öffnet sich - bildschirmfüllend, in einem neuen Fenster - die Liste der darin enthaltenen Mails, ein Klick auf die Mail öffnet dann - wieder bildschirmfüllend und in einem neuen Fenster - die eigentliche Nachricht. Um dann in den Ordner „Entwürfe“ zu wechseln, muß man die Mail schließen, dann den Posteingang schließen, dann „Entwürfe“ wählen, daraus wieder eine Mail wählen, … absurd. Ein 4.1"-Bildschirm mit einer Auflösung von 800x480 bietet Platz genug für eine klassische dreiteilige Ansicht im Mailprogramm, sofern man nicht darauf besteht, daß jedes Listenelement daumennagelgroß sein muß.
Die offene Frage ist, warum diese dramatischen Einschnitte vorgenommen wurden und Maemo ab jetzt mit angezogener Handbremse fährt. Immerhin wird das „Maemo 5 Lead Device“ mit hoher Wahrscheinlichkeit jede andere Nokia-Hardware (inklusive dem N97) in den Schatten stellen und mehr Rechenleistung bieten als mein Laptop. Ich kanns mir nur so erklären, daß das gesamte System tatsächlich von der esoterischen „Internet Tablet“-Schiene auf ein Leben im Inneren eines Mobiltelefones vorbereitet werden soll. Nokia hat bereits mehrfach angedeutet, daß die Möglichkeiten von S60 langsam ausgereizt sind. Zwar wird man es weiter einsetzen, aber eher in Mittelklasse-Geräten. Für den High-End Bereich sucht man Alternativen und denkt dabei auch an GNU/Linux. Das klingt dann doch stark nach Maemo … und das neue Maemo schaut auch stark danach aus. (Obwohl niemand damit rechnet, daß schon diese Version auf einem Telefon zum Einsatz kommen wird.)
Schade. Ich brauche nicht noch ein Telefon-Betriebssystem, ich brauche ein Desktop-Äquivalent in der Größe meiner Hemdtasche. Noch gibt es Hoffnung: Die alten GUI-Elemente werden, soweit ich das verstanden habe, weiterhin unterstützt, zur Not kann man sogar die völlig unveränderte Form der Desktop-Programme laufen lassen. (Schaut dann zwar schräg aus, funktioniert aber in den meisten Fällen.) Ganz offensichtlich fehlt Nokia aber der Wille, Entwicklungen in diese Richtung zu fördern. Zumindest die mitgelieferten Applikationen wie Browser, RSS-Reader, Chat und Mail-Client werden also vermutlich im plumpen Playmobil-Design daherkommen und, dazu passend, nur sehr eingeschränkte Funktionalität bieten. Mit anderen Worten: Fennec droht.
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Neues Baby
Man kann sichs natürlich schön reden: Die eingebaute Tastatur ist nett. Ein transflexiver Bildschirm macht das Video-Schauen im Zug angenehmer. Der Sound ist deutlich besser. Das ganze Gerät ist nochmal etwas kleiner. GPS ist eingebaut. Ja, sicher, ein paar kleine Vorteile hats, alles in allem aber ist es das Geld nicht wert, solange mein N800 tadellos funktioniert. Noch dazu, wo ich noch heuer fix ca. € 400,- für das „Maemo 5 Lead Device“ RX-51 einplanen muß. (Ja, tatsächlich, sie nennen es „Maemo 5 Lead Device“, weil sie partout keine Produktbezeichnung rausrücken wollen. Die spinnen, die Finnen.)
Wie rechtfertige ich jetzt also die Anschaffung? Ich könnte mir das alternative Betriebssystem Mer am alten N800 installieren. Zusätzlich paßt vielleicht noch eines der anderen Experimente in dieser Richtung drauf: Debian, Android, KDE, …
Wie auch immer: Ich habs jetzt und muß damit leben. Man kann sich sein Schicksal nicht aussuchen. ;)
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Wie Weihnachten und Ostern: Maemo und NEPOMUK
Die nächste Version von Maemo (Codename „Fremantle“) wird mit dem Meta Tracker nicht einfach nur ein weiteres Stück freier Software aufnehmen. (Der Meta Tracker ersetzt den proprietären metalayer-crawler, der bisher für die zentrale Indizierung von Dateien auf Internet Tablets zuständig war.) Nokia geht noch einen Schritt weiter und setzt für die Datenstruktur des Meta Trackers auf die RDF-Ontologien des NEPOMUK-Projekts. Wer mich kennt weiß jetzt, was mich daran so glücklich macht: RDF! Mit dem nächsten Maemo-basierenden „Internet Tablet“ (Nokia wird einen neuen Namen für den Gerätetyp verwenden) werde ich also zwei der für mich im Moment spannendsten Ideen im wahrsten Sinne des Wortes „in Händen halten“: freie Software und semantische Datenverarbeitung. Mehr noch: Daß Nokia sich entschlossen hat, nicht einfach hausgemachte RDF-Statements zu verwenden, sondern für die Datenbeschreibung auf NEPOMUK-Ontologien zu setzen, ist ein klares Signal in Richtung Offenheit und Interoperabilität. Bereits heute bildet NEPOMUK einen Teil der Desktop-Umgebung KDE 4.
Eine weitere freundliche Geste findet sich gegen Ende der Mail von Urho Konttori, die die Verwendung der NEPOMUK-Ontologien ankündigt:
We are developing a mobile semantic content storage and retrieval solution that uses NEPOMUK as its base ontology. We are in the process of adapting and extending the ontologies and pushing the changes to be part of the NEPOMUK standards.
Nokia wird also auch Veränderungen, die für Maemo 5 sinnvoll erscheinen, wieder zurück an die OSCA Foundation spielen, die die Standards mittlerweile weiterentwickelt. Ein gutes Signal in einem Umfeld, in dem gerade großen Konzernen vorgeworfen wird, sich offener Standards immer nur zu bedienen, ohne jemals etwas zurückzugeben.
Diese Information kommt für mich gerade zum richtigen Zeitpunkt. Die ursprünglich so hohen Erwartungen an Maemo 5 haben sich mit der am 2.3. veröffentlichten Alpha-Version ziemlich relativiert. Alles Positive, was Nokia in den technischen Unterbau investiert hat, wird durch ein miserables User Interface wieder zunichte gemacht. Zwar bleibt die Hoffnung, daß von der Alpha bis zum fertigen Produkt noch die eine oder andere Optimierung erfolgt, die Grundlegenden Strukturen sind jedoch klar ersichtlich und haben bei niemandem in der Maemo-Gemeinde für uneingeschränkte Begeisterung gesorgt. Da kommt so ein bißchen RDF als Seelentröster gerade recht.
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N800 mit Bluetooth-Verlängerung
Das hat schon fast was Laptop-artiges, wie das so am Nachtkastl aufgebaut ist. Ich muß mal schauen, ob es auch eine Maus fürs N800 gibt. Damit wäre dann auch das Problem mit dem Anklicken der Links gelöst.
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N800: My Own Private RSS Reader Applet
Hintergrund: Nokia liefert mit den Tablets ein praktisches kleines Stück Software aus, das die neuesten RSS-Schlagzeilen am Homescreen des N800/N810 darstellt. Drei Versionen lang war es auf Effizienz ausgelegt: Der ohnehin knappe Platz am Schirm wurde bestens genutzt. Erst OS2008, die letzte Variante des Betriebssystems, hat dem Applet ein (wie Nokia sagt) „fingerfreundliches“ Redesign verpaßt. Die einzelnen Zeilen sind jetzt so groß, daß auch der dickste Daumen sie treffen kann. Dafür passen halt nur mehr wenige Schlagzeilen auf den Schirm.
Mir will diese Playmobil-Optik nicht so recht gefallen, drum hab ich mir den von Nokia veröffentlichten Quelltext angesehen. Zwar kann ich weder C noch GTK+, aber irgendwann hab ich begriffen, was ich wie ändern muß … und siehe da, es funktioniert! Auf meinem N800 sind die RSS-Feeds jetzt wieder so klein, wie sie vor OS2008 waren.
Natürlich ist der Sinn und Zweck freier Software der, daß man eigene Änderungen wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt. Diesmal habe ich mich für die Mega-Lösung entschieden: ein eigenes Projekt auf der von Nokia finanzierten Entwicklerplattform „Garage“, mit eigener Homepage (mit Screenshots und Dowloadlink) und eigener Projektübersicht. Über die Projektübersicht könnten andere Entwickler meine Codeänderungen online einsehen, Patches einmelden, Fehler diskutieren, Hilfe anfordern usw. - eigentlich ganz praktisch, wenn auch eher für größere Projekte.
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Mein erstes Paket: Exif am N800
Das Programm, das ich angepaßt habe, ist Exif. Exif wird über die Kommandozeile aufgerufen und gibt die im Header eines JPG-Bildes verborgenen Daten aus. Von technischen Infos (Kameramodell, Blitz, Blende, …) über Längen- und Breitengrad des Aufnahmeortes bis hin zu einer Kurzbeschreibung des Fotos kann da alles drin sein. (Teilweise findet man sogar eine Kopie der Originalversion: also das Bild, so wie es war, bevor jemand das Gesicht wegretuschiert hat. *g*)
Exif ist keine „Killer-Applikation“ und grundsätzlich hätte man auch gar nichts anpassen müssen. Einfach den Programmcode runterladen und für ARM-Prozessoren kompilieren hätte gereicht.
Die Änderungen, die ich vorgenommen habe, sind daher auch keine Änderungen am Quellcode selbst. Der läuft am N800 völlig unverändert. Ich habe mir die Erstellung des Debian-Paketes näher angesehen und dort so eingegriffen, daß sich Exif nun möglichst optimal in die Infrastruktur des Maemo-Paketmanagements einfügt:
Sowohl Exif als auch die dahinterstehende libexif habe ich in drei Teile zerlegt, die unabhängig voneinander installiert werden können. Das spart Speicherplatz. Außerdem habe ich in den Beschreibungen der Pakete Maemo-spezifische Erweiterungen vorgenommen, damit der Programm-Manager die neue Software korrekt auflistet und erklärt. Vor allem aber (und das ist der eine Schritt, den viele Entwickler dann auslassen) wars mir wichtig, die angepaßte Version zum Maemo-Autobuilder hochzuladen. Nur so erscheint die Software nach einiger Zeit automatisch auf allen N800/N810-Tablets in der Liste der verfügbaren Programme, wird automatisch aktualisiert etc.
Obwohl ich im Endeffekt vielleicht gerade mal 50 Zeilen in kleinen Scripts geändert habe, wars eine ausgesprochen spannende Sache und mit viel Aufwand verbunden. Als alter gentoo-Nutzer hatte ich bisher keine Ahnung, wie Debian-Pakete funktionieren (und auf diese baut Maemo auf). Ich hatte keinen Tau von Makefiles (die man beim Ändern von Debian-Paketen editieren muß). Dann noch das Aufsetzen der Entwicklungsumgebung Scratchbox (irgendwie muß man ja auf einem x86-Rechner für ARM kompilieren können), das Hochladen zum Autobuilder (dafür muß man sich extra bei den Gurus anmelden und freischalten lassen) … viele völlig neue Themen für (ganz ehrlich) sehr wenig Output.
Natürlich war das so geplant. Ich wollte ja nicht wirklich in erster Linie Exif haben - das wäre ohne den ganzen Paket-Schmarrn auch gegangen. Ich wollte anhand eines ganz simplen, einfachen Programms die Grundlagen lernen, die ich dann vielleicht einmal auch für größere Projekte einsetzen kann. Außerdem: Ein bißchen was von Debian zu verstehen schadet sowieso nie. Etwas verwundert war ich, wie gut und einsteigerfreundlich die Dokumentation mittlerweile ist: Sowohl die Maemo-Spezifika (mit Packaging Policy Draft) als auch die Debian-Grundlagen waren eigentlich allesamt Copy-Paste-tauglich aufbereitet. Sehr schön gemacht.
Ach ja: Exif ist noch nicht wirklich im Programm-Manager zu sehen. Es gibt ein eigenes Entwickler-Repository („Extras-devel“), in dem man neue Software zunächst testen kann. Ich hielte es für verwegen, meine erste Schöpfung gleich nach wenigen Stunden in die freie Wildbahn zu entlassen. Wers trotzdem nicht erwarten kann und Exif ausprobieren möchte: Dieser Link sollte eigentlich, wenn man ihn direkt vom N800/N810 aus anklickt, das Entwickler-Repository freischalten und dann gleich die deutschsprachige Version von Exif installieren. Voraussetzung ist die aktuellste Version von OS2008.
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N800/N810: Multimedia-Dateien verschwunden?
Der Fehler ist mittlerweile behoben und liegt im Programm metalayer-crawler, das den Player mit Angaben zu Titel/Interpret/… der Multimedia-Dateien versorgt. Das nächste Software-Update wird die korrigierte Version einspielen. Für die, die bis dahin nicht warten möchten, hat Eero Tamminen zu Testzwecken die Version 1.3.19-3 des metalayer-crawlers als Debian-Paket im Maemo-Bugzilla online gestellt. Um sie zu installieren, benötigt man root-Zugriff auf das Gerät und Kenntnisse im Debian-Paketmanagement. Der Programm-Manager reicht dazu nicht aus. In diesem Kommentar erklärt Eero, wie's geht. Hintergrundinfos zum Entfernen des von ihm erwähnten Pakets „osso-software-version-*“ findet man im Maemo-Wiki.
Ich hab mir die Mühe angetan, weil einige meiner Dateinamen wenig über den Inhalt aussagen. Wer die Bibliotheksansicht im Media-Player nicht unbedingt benötigt, sollte die Fummelei lassen. Sie ist nicht nur riskant, der Bug hat auch noch einen durchaus angenehmen Nebeneffekt: Die Akkulaufzeit kann sich ohne metalayer-crawler verlängern. Viele Nutzer schalten ihn daher bewußt aus. (Das funktioniert übrigens mit update-rc.d metalayer-crawler remove
.)
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Maemo 5: Fremantle Pre-Alpha ist da
Schlechte, aber nicht unerwartete Nachrichten für Besitzer von N800/N810-Tablets:
… no OMAP2 compatibility will be officially provided. The revamped UI relying on graphics acceleration and the new functionality built around the new supported hardware made it too complex to keep the compatibility between both architectures.
This early release comes with an invitation to build variants based on Maemo 5 compatible with existing hardware like the N800 and N810. Maemo SW can't promise commercial quality for such configurations …
Wie befürchtet also keine offizielle Portierung der neuen Software durch Nokia auf die derzeit verwendeten OMAP2-Prozessoren. Allerdings gibt es (und das ist neu) die ausdrückliche Einladung, Varianten des nun im Vergleich zu früher wesentlich offeneren Systems zu bauen und diese dann als „Community Distributions“ auf die N8x0-Serie zu bringen. Erste Ansätze dazu gibt es bereits: Das MER-Projekt hat schon vor über einem Monat konkrete Formen angenommen und wird von engagierten Entwicklern vorangetrieben.
Für ein Unternehmen wie Nokia ist die Vorgehensweise ungewöhnlich: Statt (wie auch bei Maemo bisher üblich) fertige Versionen zu veröffentlichen, werden diesmal ausgehend der heutigen pre-Alpha regelmäßig neue Entwicklerversionen online gestellt. Eine echte Alpha soll es erst Jänner/Februar 2009, eine Beta überhaupt erst im Zeitraum März-Mai 2009 geben. Über eine Markteinführung schweigt man sich wieder einmal aus: Final release when ready
, heißt es. Mich persönlich freut diese frische Herangehensweise: „Frei“ und „offen“ ist hier nicht mehr nur der Code (die heute veröffentlichten Komponenten sind zu 100% quelloffen), sondern erstmals auch der Entwicklungsprozess. Das hilft nicht nur den Programmierern von Anwendungssoftware. Auch Projekte wie MER können so mit Nokia Schritt halten und haben zumindest die theoretische Chance, gleichzeitig mit der Fertigstellung von Maemo 5 ihre Varianten als gleichwertige und kompatible Alternativen anzubieten.
Für Anwender wie mich bringt die heutige Veröffentlichung wenig - abgesehen von der Sicherheit, daß das Maemo-Team im angekündigten Zeitplan liegt. Spannend wird es erstmals mit der fertigen Alpha im Jänner/Februar. Bis dahin soll, wenn ich es richtig verstanden habe, eine mehr oder weniger stabile Fassung auch der User-Interface-Komponenten vorliegen. Die entsprechen zwar nach all dem, was man weiß, nicht so ganz meinen Anforderungen an ein mobiles Betriebssystem (und sind teilweise ein Rückschritt im Vergleich zu OS2008), trotzdem freue ich mich darauf zu sehen, wie all die Ankündigungen dann tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden.
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