Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

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3 Würschtl

Grill-Friesenhof
Nach dem Radausflug nach Peenemünde und einem anschließenden Bad in der Ostsee (so mit Schwimmen und Wellen und einem verwaisten Wasserball) haben wir uns ein anständiges Abendessen redlich verdient. (Nicht daß ich fürs Essen hier jemals eine Entschuldigung gebraucht hätte, aber trotzdem …)
Der Friesenhof bietet jeden Mittwoch großen Grillabend. Ein Grill von der Größe einer Lokomotive wird fachmännisch bedient und spuckt neben Rippchen und Putenspießen auch die von mir schon im letzten Jahr so geschätzten Bratwürstel aus. Drei Stück davon hab ich mir gegönnt - und einen Putenspieß. Dazu zwei große Alsterwasser. Das ganze an einem lauen Sommerabend auf einer Terrasse mitten im Grünen … sehr, sehr hoher Suchtfaktor. Ich glaub ich bleib einfach noch ein bißchen und gönn mir ein Eis. :)

Peenemünde, U-Boot-Shop

U-Boot-Shop
Aufregung! Veränderung! Der U-Boot-Shop in Peenemünde hat nicht nur neue Kaffeehäferl im Sortiment, sondern auch und vor allem eine komplett neue Außendekoration (sagt man bei so einem Kiosk „Fassade“?). Statt dem früheren weiß-blau jetzt überwiegend schwarz, passend zum U-Boot selbst. Gottseidank hat sich am freundlichen Service nichts geändert. Maik schenkt uns eine besonders häßliche Ansichtskarte und meint, wir könnten damit unsere Lieben zuhause erschrecken.
Nach so viel Veränderung war etwas Altvertrautes fällig: Das Historisch Technische Informationszentrum ist immer noch so, wie wir es von unserem ersten Besuch 2004 in Erinnerung haben. Nur die V2 steht jetzt neben der renovierten Trassenheidener S-Bahn. Soll sein. Raketen fliegen nun mal gerne rum.
Ach ja: Hier sind Wespen. Da geb ich den Marienkäfern aus Karlshagen dann doch den Vorzug.

Strandkorbidyll

Historische Momente haben es so an sich, daß man nie einen Fotoapparat dabei hat. So auch heute: Wir radeln an den Strand von Trassenheide (also den echten, touristisch erschlossenen Strand, nicht unser einsames Fleckchen direkt beim Hotel) und kapern zum allerersten Mal in sechs Jahren Usedom einen Strandkorb. So schön! Ich bin ja überhaupt erst ein einziges Mal in meinem Leben in einem Strandkorb gesessen. Das war 1997 mit Uta in St. Peter-Ording.
Heut hab ich beschlossen, daß das nächste Mal nicht wieder erst in mehr als 10 Jahren sein wird. Der Strandkorb hat mein Herz erobert, auch wenn ein paar Leute mehr rundherum sind als ich es von „unserem“ Strand gewohnt bin (und man nicht nackelig ins Wasser kann.)
Ein weiterer Strandkorb-Tag ist also fix eingeplant. Schon allein des Fotos wegen.

Faulheit

Das wird, fürchte ich, der mit großem Abstand faulste Urlaub aller Zeiten. Ich schlafe tief und fest … Das allerdings nicht nur in der Nacht, sondern praktisch auch den ganzen Tag über. Unterbrochen werden diese Mützlorgien nur von gelegentlichen Ausflügen auf die Terrasse, wo es Eiskaffee und WLAN (letzteres heuer erstmals hochoffiziell, dafür kostenpflichtig) gibt.
Einzige erwähnenswerte Aktivität war ein Ausflug nach Karlshagen gestern. Dort wird der soziale Wohnbau direkt am Küstenwald munter fortgesetzt: kleine, reetgedeckte Häuschen mit direktem Zugang zum Strand … Wer will dort schon wohnen? Oder gar den Sommer verbringen? Noch beeindruckender aber war die Marienkäfer-Invasion. Un-glaub-lich. Tonnen dieser Biester liegen dort wie Herbstlaub auf der Straße, fallen vom Himmel in die Haare oder - noch schlimmer - in die Knoblauchcremesuppe. Ich hab noch nie so viele dieser Käfer auf einmal gesehen. Man hat sie überall: auf den Armen, im Gesicht, am Hemd, auf der Hose … Wie in einem Horror-Film. (OK, es würden sich wenige Menschen vor dem Angriff der Killer-Marienkäfer fürchten …)
Sodale. Der Kaffee ist ausgetrunken. Eine Runde Nachmittagsschläfchen bietet sich an. Störend nur, daß die Sonne direkt ins Zimmer scheint …

Strand!

Strand2009
Erster Strandabend. Fühlt sich an wie Urlaub. Hier bleib ich. :)

Von Schafen und Prinzen

26072009-001
Aahh... Erstes Frühstück. Kaffee (mit Betonung auf dem „a“) und Nutella satt. Es gibt Schafe heuer. Dafür keine Prinzen mehr. Auswirkungen der Krise wahrscheinlich. :)
Ach ja, apropos: Gustav ist auch noch da. Hat uns gestern noch freudig begrüßt.

Salat Sportiv

Das hatten wir doch schon mal: Wir kommen an und es regnet. Also nix mit Terrasse. Macht nichts. Den jährlichen Salat Sportiv, den letzten Rest guten Willens am Beginn eines jeden Urlaubs, gibt es trotzdem. Ab morgen dreht sich dann eh wieder alles um Frühstücksbuffet, Nachmittagskuchen und Schokotraum. :)

100 Minuten

100 Minuten Verspätung hat der Nachtzug. Paßt ja: Die Anschlußzüge von Berlin fahren im 120-Minuten-Takt, und die ursprünglich geplante Umsteige-Verbindung wär eh ein bißchen gar knapp gewesen. Somit ist es jetzt ideal. Keine lange Wartezeit, alles easy-cheesy.

Wir fahren!

Pünktlich zur Abfahrt beginnts zu regnen. Das soll nun auch so bleiben: Laut Wetterbericht ist Usedom die nächsten Tage kalt und vor allem naß. Macht aber nichts: Ich weiß eh nicht, ob wir dort ankommen. Am Bahnsteig ist als Zielbahnhof Warschau angegeben, auf den von finsteren Männlein bewachten Waggons steht Москвa. Abenteuer Schlafwagen. Man weiß nie, wo man aufwacht.

Bankerl

Ossi auf der Terrassen-Couch
Nach einer ausgesprochen wunderbaren Grillerei probier ich das neue Bankerl aus, das Wolfi und Raini als Ersatz für die früher hier verfügbare Hängematte auf die Terrasse gestellt haben. Das ist eine ausgesprochen gute Idee. So sehr ich die Hängematte auch geliebt habe: Die weichen Polsterln haben schon was. (Auch daß das Ding ein ein ganz kleines bißchen breiter ist als die Hängematte, mag dabei eine Rolle spielen. *g*) Ich muß die Zeit hier zur Regeneration nutzen: Es gibt noch Eis. Selbstgebasteltes Eis.

Update: Weitere Fotos vom Nachmittag hat die Konkurrenz online gestellt. ;)


Sonne statt Wolken: Nieder mit der „Cloud“

Ich mag das ganze Geschwurbel von der „Cloud“ nicht. Ich mag den technischen Aspekt nicht. Ich mag die Auswirkungen nicht. Ich mag vor allem den Zirkus nicht, den selbsternannte Zukunftsforscher um das Thema veranstalten.

Aber ich glaub ich mag Harald Taglinger. Erstens heißt dessen Blog „Rain comes in clouds. Sun needs none.“ Zweitens aber und vor allem hab ich gerade einen netten und recht witzigen Text von ihm in der Futurezone gelesen: „Cloud-Computing: Im Nebel des Grauens

Gut gemacht, junger Mann. Weiter so!


Microblogging: Soll ich? Soll ich nicht?

Microblogging war für mich bisher immer mit Services wie Twitter verbunden und daher tabu. Dabei stimmt das ja alles gar nicht:

Seit Mitte 2008 gibt es eine offene Spezifikation, die Microblogging über Systemgrenzen hinweg ermöglicht - sofern sich der Anbieter daran hält, was Twitter natürlich nicht tut. Ein User auf identi.ca kann also einem anderen auf zwitscher.at „followen“; man ist nicht dazu gezwungen, sich beim Dienst XY zu registrieren, nur weil man einem Freund dort auf dessen 140-Zeichen-Nachrichten antworten will.

Auch den ganzen Zauber mit Hashtags gibt es, Posting und Verständigungen per Chat oder Mail … all das. (Sogar OpenID wird vorbildlich unterstützt: Ich hab schon auf einem dieser Services testweise gepostet, ohne mich im eigentlichen Sinn registriert zu haben.) Was offenbar Probleme macht ist die SMS-Integration: Klar, hier würde man Gateways in Mobilfunknetze benötigen, die die Hobby-Betreiber solcher Services nicht finanzieren wollen/können. SMS funktioniert daher nur dort, wo der Carrier eine Mail-zu-SMS-Schnittstelle anbietet … In Österreich tut das nur mehr T-Mobile, und auch das ist unbestätigt. Kleiner Fehler im System.

Wie auch immer: Ich könnte jetzt also. Es gibt Microblogging außerhalb meiner ideologischen Bannmeile. Was mich vor die unangenehme Frage stellt: Was mach ich jetzt damit? Soll ich? Einfach nur so? Würde ich dort nicht nur eine Kurzfassung dieses Blogs reinstellen, vielleicht aufgepeppt mit manchen Einträgen aus delicious und soup.io? Wozu ist Microblogging eigentlich gut? Any ideas?


Twitter: Test a new Nokia phone based on Maemo

Ich habe Twitter ja immer geliebt. Heute schreibt cneisme, ein - laut eigenen Angaben - automation and performance manger at Nokia:

Test a new Nokia phone based on Maemo - very very nice - I think I have found a Nokia phone that I really like.

Davor, am Samstag:

Playing with/testing a new Maemo device - very nice!

Cneisme wird nicht mehr lange automation and performance manger at Nokia sein nach diesen Veröffentlichungen. Sein Name ist bekannt, er verwendet das gleiche Pseudonym in Nokia-Foren. Egal. Wir wissen wieder mehr: Noch ein Hinweis darauf, daß es tatsächlich ein Telefon ist. Und: Jemand, den das N97 nicht vom Hocker gerissen hat, findet im „Maemofon“ offenbar endlich ein Telefon seines eigenen Arbeitgebers, das er mag. (Ob man sich auf dieses Urteil verlassen soll? Cneisme ist Amerikaner, findet das iPhone gelungen und twittert …)


N900/RX-51/Rover: „Leaked Image“?

Sammlung von Icons aus dem Fremantle-SDKWenn die Informationen fehlen … Gerade eben konfrontiert mich mein RSS-Reader mit der sensationellen Nachricht, es wären leaked images vom lange überfälligen neuen Maemo 5 Lead Device N900 aka Rover aka RX-51 aufgetaucht. Kann ja nicht sein!? Was ist das nun wieder?

Den Text zu lesen war dann geradezu peinlich: In der heute erschienenen neuen Version des Maemo-SDK sind eine Reihe von Icons enthalten, die vielleicht tatsächlich in der Endversion des Betriebssystems zur Anwendung kommen - vielleicht aber auch nicht. (Sie sehen übrigens allesamt sehr S60-mäßig aus.) Eines dieser Symbole soll offenbar das Gerät selbst darstellen: Schon jetzt gibt es in der Systemverwaltung eine schematische Abbildung des Tablets als Icon zum Abrufen von Produktinformationen. So eine ähnliche Funktion könnte dieses Symbol auch in Maemo 5 erfüllen. Noch dazu ähnelt es einem Bild in einer Nokia-Präsentation aus dem Jahr 2008.

Die Fanboy-Gemeinde ist sich also jetzt einig: Diese 96x72 Pixel große schematische Darstellung (es ist ja noch nicht mal ein Foto!) aus dem Icon-Set ist das neue Gerät. So wird es aussehen. Das ist Rover.

Wo sind die Zeiten, als es noch verwackelte Bilder aus Handy-Kameras gab vor einem Produktlaunch?


MPEG4 Dateien bauen mit MP4Box

Irgendwann habe ich angefangen, Videos für mein N800/N810 in MPEG4/AVC (H.264) statt im „normalen“ MPEG4/ASP zu codieren. Das spart zwar nur minimal Speicherplatz und ist eigentlich nicht wirklich eine gute Idee, aber jetzt sind schon mal alle Scripts drauf ausgelegt … also paßts ja. Fast.

Schwachpunkt von H.264 ist nämlich, daß man dieses Videoformat im Gegensatz zu MPEG4/ASP nicht sauber in ein *.avi-File reinbekommt. Es muß schon ein MPEG4-Container her. Diesen zu erzeugen und fertige Audio-/Video-Streams hinein zu muxen war bisher die Aufgabe des Programms mp4creator aus dem MPEG4IP-Paket. Leider litt das an einer entscheidenden Schwäche: Es war voller Fehler und wurde seit 2007 nicht mehr weiterentwickelt. Da ich keine Alternativen kannte, habe ich es trotzdem verwendet. Bis gestern.

Gestern nämlich wurde ich beim Systemupdate darüber informiert, daß MPEG4IP wegen üblen Leichengeruchs im September aus der Gentoo-Programmliste fliegt. Es war also dringend an der Zeit, sich doch nach etwas Neuem umzusehen. Tatsächlich gibt es da jetzt was:

GPAC heißt das Paket, das ich installiert habe. Es stellt das Tool MP4Box zur Verfügung, das in der Anwendung dem alten mp4creator ganz ähnlich ist:

MP4Box -new \
-add videostream.264 \
-add audiostream.aac \
-fps 25.000 outfile.mp4

Diese Befehlszeile erzeugt einen MP4-Container „outfile.mp4“ aus den Dateien „videostream.264“ (enthält die Video-Information) und „audiostream.aac“ (Audio). Zusätzlich lassen sich mit dem Schalter -itags noch rudimentäre Metadaten (Titel etc.) einfügen. (Eine bessere Alternative zur Metadaten-Verwaltung ist aber AtomicParsley.)

Also: Alle Scripts anpassen! - Ob ich bei dieser Gelegenheit überhaupt wieder auf H.264 verzichten soll? Nach so viel Aufwand? Nein, ich bleib dabei und bild mir einfach ganz fest ein, daß es schöner ist. ;)


HTML 5: Das Ende der Zukunft

HTML: 1991-2009Die Industrie hat gewonnen. Dollars siegen über Visionen. Die Zukunft des Web wurde letzte Woche offiziell zu Grabe getragen:

Das World Wide Web Consortium (W3C) hat am 7.2.2009 das Ende der Arbeiten nicht nur an XHTML 2, sondern auch an so gut wie allen anderen XHTML-Varianten bekannt gegeben. Die entsprechende Arbeitsgruppe wird sich mit Ende des Jahres auflösen.

Ich bin darüber ehrlich traurig. XHTML und die damit zusammenhängenden Technologien waren ein seltenes Beispiel für schöne, brillant konzipierte und wirklich zukunftsweisende Technik. Die mutige, fast unglaubliche Vision hinter XHTML war es, die mich überhaupt noch fürs an sich dröge Webdesign begeistert hat. Ein Web in XHTML! Das hätte Anwendungen gebracht, wie wir sie nur vom Raumschiff Enterprise kennen - und es war bereits in greifbarer Nähe, eigentlich in Ansätzen schon fertig!

Am Ende wäre aus der heutigen Zettelwirtschaft Web eine gezielt durchsuchbare Datenbank geworden. Suchmaschinen, aber auch jeder Browser allein hätten auf Anfragen wie „Telefonnummern aller italienischen Restaurants in der Nähe des Westbahnhofs, die am Sonntag vegetarische Pizza liefern“ eine Liste von Telefonnummer ausgespuckt. Das heutige Web mit Google liefert dieses Ergebnis … Am Surfen im Browser hätte sich bei all dem nichts geändert, die Webseiten der einzelnen Pizza-Lokale hätten trotz aller eingebauter Intelligenz genauso ausgesehen wie heute.

Noch einen Vorteil hätte das „neue“ Web gehabt: Trotz all der neuen Funktionen wäre es schlanker gewesen. Es wäre wesentlich simpler geworden, gute und sichere Browser zu schreiben, die wenig Speicher benötigen und damit auch in den kleinsten und billigsten Geräten Platz gefunden hätten.

Genau dieser Punkt war es wohl, der die Platzhirsche der Industrie (Apple, Opera und Mozilla) gestört hat. Billigkonkurrenz war nicht gefragt. Außerdem wollte man endlich wieder schicke darstellungsbezogene Features einbauen, die den stagnierenden Markt beleben - es sollte wieder <blink>en. Also schloß man sich 2004 zu einer Rebellengruppe unter dem Namen WHATWG zusammen und stöpselte auf Basis der zu diesem Zeitpunkt bereits sieben (!) Jahre alten HTML-Version 4 eine neue Web-Sprache zusammen, die alle Erfahrungen seit der Erfindung von HTML über Bord warf und so gut wie jeden Designfehler älterer Versionen wiederholte. Zum Drüberstreuen verabschiedete man sich von den technischen Wurzeln der Sprache (HTML 5 versteht sich nicht mehr als SGML-Anwendung) und der Bedeutung der Abkürzung „HTML“: Statt eine HyperText Markup Language zu entwerfen, in der Text entsprechend seiner Bedeutung gekennzeichnet wird, schrieb die WHATWG eine Spezifikation für Web-Applikationen. Das freut große Unternehmen wie Google, die damit billiger eine beeindruckende Textverarbeitungs-Applikationen in den Browser zaubern können. Mit der Grundidee, die HTML erfolgreich gemacht hat, hat es allerdings nichts mehr zu tun - ganz zu schweigen davon, daß Browser noch komplexer, schwerfälliger und anfälliger für Sicherheitslücken werden.

Der Hüter aller Web-Standards, das W3C, hat zunächst eisern an den Zukunftsplänen rund um XHTML festgehalten. Erst als Apple und Co. zu verstehen gaben, daß sie die eigene Spezifikation zur Not auch ohne W3C umsetzen und XHTML sicher nicht weiter verfolgen würden, gab man sich geschlagen und nahm das neue Projekt als „HTML 5“ in den Schoß der W3C-Entwicklung auf - damals vielleicht noch in der Hoffnung, durch einen langatmigen Standardisierungsprozess und leichten Druck wenigstens die wichtigsten XHTML-Eigenschaften in „HTML 5“ hineinschwindeln zu können. Einige Zeit wurden beide Standards parallel entwickelt, die XHTML-Schiene zuletzt aber mit deutlich weniger Energie. Welche Hoffnungen das W3C auch immer hatte, sie haben sich nicht erfüllt: Nichts von den revolutionären Ideen aus XHTML ist bisher in „HTML 5“ eingeflossen. Nichts außer einer bloß oberflächlichen Spezifikation, die die Darstellung von „HTML 5“ im XML-Syntax regelt. Das nennt sich dann „XHTML 5“, hat aber wenig mit dem zu tun, was XHTML sein hätte können.

Was heißt das jetzt für mich? In erster Linie Langeweile. Tabulose erotische Spielereien an der äußersten Grenze dessen, was unter XHTML legal ist, haben mir so manchen Abend versüßt. Mir war klar, daß das meinen Marktwert nicht steigert (der Rubel rollte schon seit Jahren mehr in Richtung WHATWG), allerdings war es ein Spiel mit real existierenden, in Browsern implementierten Technologien, die sich auch weiterentwickelten. Seit Anfang Juli steht nun fest: Es ist ein perverses Spiel mit Toten, bestenfalls ein Wühlen in Erinnerungen. So etwas macht keinen Spaß. Diese geldgierigen kleinen Blutsauger haben nicht nur das Web ruiniert, sie haben mir auch mein Spielzeug genommen. :(


Neuer Laptop, neues Ubuntu

Dell Vostro A860Mein heiß und innig geliebter Toshiba-Laptop ist zwar noch tadellos, eigentlich. Manchmal bleibt aber der Knubbel (wie heißt der Maus-Ersatz zwischen G, H und B?) hängen und drückt den Mauszeiger ins linke obere Eck. Manchmal bekomme ich auch erst beim zweiten Versuch eine WLAN-Verbindung. (Das kann damit zusammenhängen, daß ich mal auf die PCMCIA-Karte getreten bin, wie er am Boden gelegen ist.) Und ganz ehrlich: Hin und wieder, wenn mehrere Seiten mit Videos geöffnet sind, kommt das ganze System ins Stottern und braucht Minuten, bis es darüber nachgedacht hat, ob es auf die Swap-Partition auslagern, von dort einlagern oder einfach ein Programm abwürgen soll.

Jetzt ist Schluß damit: Mein neuer Mitbewohner kommt von Dell, hat einen Intel Core 2 Duo Prozessor mit 2x 1,8 GHz, 2GB RAM, ein mattes (!) 15,6"-Display und wiegt nur wenig mehr als 2kg. Hui! Das zischt!

Zwar war Windows Vista vorinstalliert (und bleibt auch drauf), ohne freie Software gehts aber nicht bei mir. Es mußte wieder GNU/Linux her. So weit nichts Neues. Allerdings hab ich mich zu einem wilden, aufregenden Experiment hinreißen lassen: Ganz spontan hab ich statt gentoo (das ich seit 2004 auf schätzungsweise fünf oder sechs Rechnern installiert habe) diesmal Ubuntu verwendet - wenns schon alle haben, muß ichs zumindest mal probieren. (Wirklich: Ich hab noch nie in meinem Leben einen Ubuntu-Rechner auch nur gesehen.)

Alles easy, alles cool. Die Installation schnurrt drüber, jede Hardware wird korrekt erkannt, sogar die GNU/Linux-spezifischen Angstthemen „Sondertasten“ (Lautstärke, Helligkeit, …) und „Standby-Modus“ funktionieren klaglos. Das ist nicht selbstverständlich: Aktuelle Hardware stellt immer ein Risiko dar, Laptops ebenfalls … aktuelle Laptops daher umso mehr. Das einzige Problem, das ich derzeit habe: Der eingebaute Bluetooth-Chipsatz wird von Ubuntu zwar erkannt, aber offenbar falsch angesprochen. Damit kann ich leben. Noch hab ich nicht gesucht, aber irgendwo da draußen wird es eine Lösung dafür geben.

Obwohl sich der Gnome-Desktop unter Ubuntu natürlich nicht von meinen bisher gewohnten gentoo-Systemen unterscheidet, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich bei Ubuntu bleibe. Gentoo ist weniger eine Distribution als ein Baukasten: Man bekommt eine Anleitung und kann sein System so bauen, wie man es will. Ubuntu dagegen ist schon fertig zusammengesetzt. Das ist ein bißchen so, wie in eine Wohnung einzuziehen, die bis hin zur Besteckschublade fertig eingerichtet ist. Das ist zwar bequem - aber nur so lange, bis man etwas sucht. In der selbst geplanten und Stück für Stück selbst eingerichteten gentoo-Wohnung dagegen weiß man einfach, wo die Dinge sind … weil man sie selbst dort hingestellt hat.

Anyway: Ich hör jetzt auf zu tippen. Das kostet zu wenig Rechenleistung, das hätt ich am alten Toshiba auch machen können. Show me the flicks, honey!


Mile High

Ich hab eine neue Lieblingsserie. Mile High. Die ist zwar nicht mehr ganz taufrisch (Erstausstrahlung 2003-2005), kann aber was. Inhalt und Stil erinnern ein kleines bißchen an diverse Krankenhaus-Serien wie Scrubs, nur halt mit Flugzeug statt Krankenhaus.

Der Hauptunterschied: Mile High bietet zum gleichen Preis wesentlich mehr Kokain pro Folge. Auch die zwischenmenschlichen Aspekte sind feiner herausgearbeitet: Blowjobs auf der Flughafentoilette, Leder-Sex gegen Vorauskasse und gepiercte Geschlechtsteile in Großaufnahme verleihen den Charakteren Tiefgang. Die ersten 2 DVDs der Box hab ich in einem Durchgang angesehen - ich hätt am Schluß nicht mehr sagen können, wer mit wem noch nicht „hat“. ;)

Einziger Nachteil: Aufgrund der starken (und auch regional sehr unterschiedlichen) Dialekte der Hauptdarsteller und der relativ laut dazugemischten Hintergrundmusik ist das ganze oft wirklich schwer zu verstehen. (Die DVD hat keine Untertitel.) Da hilft nur eins: Noch eine Folge anschauen. Und noch eine. Üben, üben, üben. ;)


GNU/Linux als Liebestrank: Nokia im Bett mit Intel

Kurz nach 17:00 Uhr sind die Pressemitteilungen bei Nokia und Intel online gegangen: Die beiden Unternehmen verstärken ihre Zusammenarbeit im Bereich „mobile computing“. Zentraler strategischer Bestandteil ist dabei GNU/Linux.

Die Ähnlichkeit in der Entwicklungsarbeit war bisher schon auffällig. Intels Moblin und Nokias Maemo sind zwei auf den mobilen Einsatz hin optimierte Distributionen, die sich hauptsächlich im Bereich User Interface voneinander unterscheiden. Unter der Oberfläche sind wichtige Systembestandteile und Technologien identisch. Auch gab es bereits konkrete Zusammenarbeit bzw. den Austausch von Ergebnissen: Das ofono-Projekt, offiziell eine Kooperation von Nokia und Intel, wird hauptsächlich von Nokias Maemo-Code gespeist und erlaubt Intel den Zugriff auf die Kernkompetenz des finnischen Konzerns, die GSM/UMTS-Technologie. Umgekehrt bediente sich Nokia gerne beim ursprünglich von einer Intel-Tochter entwickelten Clutter Toolkit.

Genau an dieser Stelle, am technischen Unterbau von Moblin und Maemo, soll nun offenbar verstärkt zusammengearbeitet und investiert werden. In der Presseaussendung liest man dazu:

The companies are coordinating their Open Source technology selection and development investments, including alignment on a range of key Open Source technologies for Mobile Computing such as: oFono, ConnMan, Mozilla, X.Org, BlueZ, D-BUS, Tracker, GStreamer, PulseAudio. Collectively, these technologies will provide an open source standards-based means to deliver a wealth of mobile Internet and communication experiences, with rich graphics and multimedia capabilities.

Den aufgezählten Projekten werden die von den zwei Konzernen zur Verfügung gestellten Mittel sicherlich nicht schlecht tun. Wichtiger allerdings: Beide Unternehmen setzen sich das Ziel, ihre Entwicklungen an diesen Projekten zu koordinieren. Ehrenhafte Vision: Was unter Moblin läuft, soll leicht auch auf Maemo portiert werden können (und umgekehrt). Programmierer wirds freuen … und damit auch Konsumenten wie mich.

Weiters erhält Intel von Noka Lizenzen zur Verwendung von Technologien für 3G/HSPA-Geräte. Es wird erwartet, daß Intel diese in Produkten einsetzt, die auf der neuen Moorestown-Plattform basieren. Moorestown soll Intel zum Durchbruch unter anderem auch auf dem Smartphone-Markt verhelfen. Derzeit läuft noch eine Pressekonferenz mit Repräsentanten beider Firmen. Einige Journalisten erwarten, daß dabei noch weitere Details bekannt gegeben werden, vielleicht sogar die Verwendung genau dieser Moorestown-Plattform in zukünftigen Nokia-Produkten. (Das wäre eine mittlere Sensation.) Für mich sind die Hardware-Spekulationen eigentlich nebensächlich. Ob die Chips von Texas Instruments oder Intel kommen, ist mir egal. Die Softwareentwicklung ist das interessantere Thema - und da könnte sich mit der strategischen Partnerschaft zwischen Nokia und Intel doch einiges tun.


gruenevorwahlen.at

Ich hätts nicht tun sollen. Ich hätte mir den Wahnsinn sparen sollen. Zu spät:

Als Reaktion auf das (verdient) schlechte Abschneiden der GrünInnen bei den EU-Wahlen gabs im Forum von derstandard.at wiederholt Hinweise auf etwas, das sich „Grüne Vorwahlen“ nennt. Was ist das nun wieder? Das Internet ist ein weltweites Datennetz, also war die Antwort schnell gefunden:

Grüne Vorwahlen ist ein publicityträchtiges Internet-Unternehmen (Web 2.0? Web 1.5? Keine Ahnung …). Es trommelt Leute zusammen, die aus einer kurzen Laune heraus ein bisserle mitspielen wollen, ohne sich wirklich zu engagieren. Der schnelle Fick in der Politik also. Ziel der Träume: Bei der Landesversammlung der Wiener Grünen im November wollen hunderte „Vorwähler“ die Kandidatenliste mitbestimmen - von außen, ohne Mitglied bei den Grünen zu werden. Das schmeckt natürlich denen wenig, die derzeit die Arbeit dort machen oder in anderer Weise zum gemeinsamen Wirken (hach! Hätt ich jetzt doch glatt „gemeinsamen Erfolg“ geschrieben!) beitragen. Große Keilerei also.

Das ganze funktioniert auf Basis eines völlig falsch verstandenen Punktes 5.7 des Statuts der Wiener Grünen: Dort ist festgehalten, daß auch Nicht-Mitglieder als sogenannte UnterstützerInnen wahlberechtigt sind, sofern sie mitarbeiten und mitentscheiden wollen. Die „Vorwähler“ lesen über diesen Punkt sehr großzügig hinweg und lassen die Sache mit der Mitarbeit sicherheitshalber aus. Sie schreiben nur:

Als UnterstützerIn erwirbst du das Vorwahlrecht, wirst aber weder Mitglied der Grünen noch verpflichtest du dich zu irgendwas. Du erklärst lediglich, dass du die Ziele der Grünen gut findest.

Das paßt schon mal inhaltlich überhaupt nicht zusammen. Die ganze Vorwahl-Initiative ist auf einem Konzept aufgebaut, das in deutlichem Widerspruch zum Statut der Landesorganisation Wien steht: die Grünen verlangen Mitarbeit, die Vorwähler nicht. Macht aber nichts, bei den Grünen ist im Moment niemand, dem das auffallen würde.

Was allerdings noch faszinierender ist: Die tatsächliche Mitgliedschaft, die ein wesentlich umfassenderes Stimmrecht bringt (dafür aber die Personen im Auge des Vorwahl-Wirbelsturms nicht wieder so nett ins Zentrum einer allgemeinen Aufmerksamkeit 2.0 setzen würde), unterscheidet sich de facto kaum vom Status des Unterstützers. In beiden Fällen erklärt man, mit den Zielen der Grünen einverstanden zu sein. Einziger Unterschied (in Wien): Die Mitgliedschaft wird durch einen finanziellen Beitrag angereichert, dessen Höhe aber frei festsetzbar ist. 10 Cent pro Jahr tuns also auch, wenn man unbedingt beim exclusiven Club mit dabei sein will.

Wozu die ganze Aktion gut sein soll, entzieht sich meinem Verständnis. Soeben habe ich mir die Videoaufzeichnung einer Diskussion zu diesem Thema angesehen. Ein Clown schwärmt von Scheunentoren, Menasse zitiert Erich Kästner … einzig Markus Rathmayr spricht verständlich und nachvollziehbar und versucht mehrfach zu erklären, daß es eigentlich ganz gut ist, wenn eine Bewegung sich nach außen abgrenzt, um Identität zu schaffen. No na. (Siehe auch sein Blog-Eintrag dazu.)

Ich überleg mir grad, was es für mich als Wähler bedeuten würde, wenn Parteien in eine deratige Beliebigkeit verfallen. Bei „Vorwahlen“ werden unter Umständen Kandidaten gewählt, die nicht die Unterstützung der Parteibasis haben und daher weit nicht so effizient für mich arbeiten können. Solche Kandidaten und das Programm der Partei, die gerade von Vorwählern heimgesucht wird, können weit auseinanderklaffen - abhängig davon, wie hoch der Spaßfaktor bei der Listenerstellung ist. Ute Bock als Listenerste der FPÖ Wien? Die Schottermitzi führt die KPÖ an? Alles kein Problem! Hauptsache (Zitat der Clown) wir sind subversiv, darauf kommts an.

Ich will diese Beliebigkeit nicht. Ich will dieses „Heut klick ma hin und zeigmas denen und dann gemma auf Xtube“-Verständnis nicht, die Verfreizeitung von Politik. Ich will, daß engagierte, denkende Menschen sich zusammentun und gemeinsam ein Programm entwickeln, zu dem sie stehen. Ich will, daß diese Menschen dann (und nicht irgendjemand sonst) darüber abstimmen, wer ihr Programm am besten in der täglichen Arbeit als gewählter Mandatar vertritt.

Alles andere will ich nicht. Dieses Video zu sehen war erschreckend. So wirds erst recht nichts mit mir als Wähler.


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