Oskar Welzl: Weblog zur Homepage

Hardware und Software



Fix: MMS fürs N900 nicht von, aber mit Nokia

Erstmals hat sich ein Nokia-Mitarbeiter zur Frage „MMS am N900“ geäußert:
… we have no intention of supporting MMS in Fremantle (Codename für Maemo 5; Anm.) ourselves.

Es wird also keinen MMS-Unterstützung von Nokia am N900 geben. Das war aber nur ein Nebensatz: Die eigentliche Neuigkeit ist, daß Nokia den Autor der MMS-Software fMMS, Nick Leppänen Larsson, in den Vatikan in die Nokia-Zentrale einlädt, mit ihm ein paar Tricks zur besseren (optischen und technischen) Integration seines Programms in die Plattform bespricht und ihn auch sonst rundherum unterstützt. Kurzum: Nokia will die Funktionalität MMS am N900 haben, hält die Software fMMS für eine taugliche Lösung dafür und denkt nicht im Traum daran, selbst einen Finger krumm zu machen. (Ganz stimmt das nicht: Die Finnen haben z.B. rausbekommen, daß fMMS „Andockstellen“ im Betriebssystem braucht, die ihm derzeit fehlen. Die haben sie bereits nachgeliefert.)

Gute Sache, das. So soll und muß offene Entwicklung auf so einer Plattform funktionieren. Es ist nicht das erste Mal, daß Nokia Funktionalität für Maemo aus Community-Beiträgen zusammenbaut. In manchen Fällen hat das in der Vergangenheit sogar dazu geführt, daß die entsprechenden Codeteile fix ins Betriebssystem aufgenommen wurden. (Beispiele waren die Nutzung der MMC-Karte als Swap-Speicher am Nokia 770 und diverse Verbesserungen im Application Manager.)

Das ganze Posting von Quim Gil zum Nachlesen gibts hier.


Frühstücksritual: Wieder neue N900-Firmware

Ich sag ja; Neue Maemo-Versionen gehören zu einem guten Früstück einfach dazu (siehe hier). Heute wieder: Version 2.2009.51-1 stand an. Das ist das „große“ Update - die Version, die seit Dezember von willigen Kunden getestet wird.

Ich hab noch nie so ein beeindruckendes Changelog gesehen. Um genau zu sein: Von Nokia hab ich eigentlich überhaupt noch nie ein Changelog gesehen. Weder für S60 noch für Maemo. Gut, bei Maemo gabs immer wieder mal diese Tabellen, in denen man die Versionen der Systemkomponenten vergleichen konnte. Nur: Was nützt das, wenn man nicht weiß, was nun genau der Unterschied zwischen BlueZ 4.53 und BlueZ 4.56 ist? Wenig. Diesmal kann ich genau nachlesen, was sich bei Bluetooth geändert hat. Und gerade der Bluetooth-Stack hat mir meine erste große Freude beschert:

Die gelegentlichen Aussetzer bei A2DP haben ein Ende! Ich kann mit meinem christkindlichen BH-905 laut Chess hören, und kein lästiger Programmierfehler trübt das Vergnügen. So schön! Außerdem: zarte Ansätze von Unterstützung für ein User Interface im Hochformat auch in Nokia-Applikationen, allerdings versteckt, undokumentiert und nur im Browser. (Nokia fürchtet sich vor dem Hochformat. Programme von Drittanbietern schwenken lustig zwischen Hoch- und Querformat hin und her. Nokias eigene Software nicht.)

Außerdem mit an Board: Verbesserungen im Mail-Handling (inklusive Exchange), verbesserte Performance bei Spielen mit 3D-Grafik, Beseitigung der gröbsten Fehler im Treiber der zweiten Kamera (die aber nach wie vor praktisch nutzlos ist) und eine Reihe von Maßnahmen zur Verlängerung der Akku-Laufzeit. Ich liebe es.

Jetzt gilt es nur mehr abzuwarten, ob das Tempo gehalten wird. Bei früheren Maemo-Versionen waren Updates etwa im 2-Monats-Takt üblich. Die jetzige Firmware ist ebenfalls grob zwei Monate nach der ersten Release-Version entstanden. Mal sehen. Nächstes Update im März?


N900: Neue Firmware, Ovi Store und … TV-Fernbedienung!

War das heute ein aufregender Tag für mein N900! ;)

Gleich zum Frühstück ein kleines Firmware-Update. Daß das so ganz nebenbei geht, ohne PC, ohne Datenverlust und ruckedizuckedi, das bin ich bei Maemo ja schon gewohnt. (Beim Verlinken auf den alten Beitrag stelle ich fest: Offenbar gehört das Updaten von Maemo zu meinen liebsten Frühstücksbeschäftigungen. *g*)

Beim Heimkommen dann die nächste gute Nachricht: Der Ovi Store ist endlich erreichbar. Noch scheints nicht ganz offiziell zu sein (der große „Ovi Store“ Shortcut am N900 selbst funktioniert noch nicht, das N900 ist noch kein auswählbares Gerät im Store), wenn man aber im Browser manuell „https://store.ovi.com“ eintippselt und sich einloggt, dann kann man so hübsche Dinge wie Wasserwaagen, glitzernde Disco-Kugeln, Mädchen im Bikini (??) und neue Themen herunterladen. Einige der Spiele, die letztens bereits im Store gesichtet wurden, fehlen wieder - noch ein Hinweis darauf, daß er noch nicht offiziell eröffnet ist.

Der wirklich große Brüller für heute kommt aber wieder mal von der immer fleißigen maemo.org Community:

Es war mir bisher keinen eigenen Blog-Eintrag wert, aber die Fernbedienung für meinen erst knapp 15 Jahre alten Fernsehapparat hat den Geist aufgegeben. Zwar ist die Multi-Kulti-Fernbedienung von aonTV ausreichend kompatibel für den täglichen Gebrauch, ein paar Sonderfunktionen (wie z.B. das ändern des Bildformates) konnte ich in den letzten Monaten nur durch die Kombination mehrerer halbkompatibler Fernbedienungen aufrufen. Das hat jetzt ein Ende: Irreco nutzt den Infrarot-Port des N900 und läßt mich Fernbedienungen ganz nach eigenem Wunsch zusammenbauen. Zwar ist die Benutzeroberfläche eine Zumutung und das ganze Programm mangels Bedienbarkeit und Stabilität noch im Katalog Extras-Devel. (Zur Erinnerung ein Wort von zehjotkah: … bloß da nicht reingehen, da geht Euer N900 ganz sicher kaputt.) Wenn mans aber mal hingebogen hat, ist es einfach eine Sache von Programm starten und Knopf drücken. Ganz simpel. Das bringt wieder Ordnung ins Fernbedienungs-Chaos.


Synchronisieren: Bye Scheduleworld, Hello Mobical!

Das Synchronisieren von Kontakten und Terminen ist ja an sich schon eine heikle Sache. Richtig heftig wirds, wenn die beteiligten Geräte bzw. Programme vom Hersteller nicht explizit „füreinander geschaffen“ sind, sondern sich einfach nur mal drauf verlassen müssen, daß die Gegenseite die Standards einhält. Da kann das Leben schon sehr abenteuerlich sein. ;)

Mein Setup hat trotzdem einige Zeit erstaunlich gut funktioniert:

Der PC schickt Kontakte und Kalendereinträge an das Webservice Scheduleworld. Von dort holen sich das Telefon (Nokia 6110 Navigator) und die N8x0-Tablets die Daten wieder runter. Für eine echte Synchronisation in beide Richtungen war ich immer zu feig: Ich wollte nicht riskieren, meine Telefonnummern durch einen technischen Fehler zu verlieren. (Soll anderen Leuten ja passiert sein, gell?)

Seit ca. einem halben Jahr läuft das alles nur mehr mit viel Schieben und Drücken. Schweduleworld hat mal hier, mal dort Probleme. Der Klassiker dabei: Kontakte werden ohne Bilder synchronisiert. (Wenn man weiß, wie viel Mühe ich mir mache, um das Web und alte Bilderordner meiner Platte nach 144x144 Pixel großen Porträts meiner Lieben zu durchstöbern, dann kann man sich in etwa vorstellen, wie sehr mich das ärgert.) Außerdem ist die sogenannte „Web“-Oberfläche, die ich durchaus hin und wieder in Anspruch nehme, ressourcenfressender als das ganze MS-Office-Paket. Ganz zufrieden war ich also nie. Daß das alles dann auch noch $ 24,99 pro Jahr kostet, machts nicht besser.

Jetzt, nach dem Upgrade der Telefon-Firmware und der am PC verwendeten Synchronisationssoftware, ist endgültig der Ofen aus: Keiner der früheren Tricks funktioniert mehr, Kontakte landen endgültig nur mehr gesichtslos am Mobiltelefon. Es muß also eine Alternative zu Scheduleworld her.

Ovi von Nokia ist dabei die naheliegende Lösung, allerdings von einem Nokia-Telefon aus nicht zu verwenden. Auf meinen Hilferuf im Internet hin wurde mir Mobical empfohlen. Mobical ist gratis, eines der „Dauer-Beta“-Services im Netz und wird, so meine Einschätzung, wohl irgendwann das Zeitliche segnen. Bis dahin aber hat es sich meinen ersten Experimenten nach als ein Scheduleworld in jeder Beziehung überlegenes Service erwiesen: Mobical hat eine gelungene Web-Oberfläche, Mobical ist kostenlos und (vor allem) Mobical funktioniert. Ich kanns (bisher) uneingeschränkt empfehlen.

Bleiben zwei große Aufgaben zu lösen:

  1. Die Software syncEvolution am N900 installieren (siehe dieser Hinweis), damit das neue Gerät bei dem ganzen Zirkus mitspielen kann.
  2. Weitere Bilder sammeln. Wer Einfluß darauf nehmen möchte, wie er bei mir im Mail-Client, im Chat und bei Telefonanrufen „aussieht“, sollte mir also einige vorteilhafte Fotos schicken, bei denen das Gesicht auch im Format 144x144 noch gut rüberkommt. Bei Bedarf vermittle ich gerne einen genialen Fotografen. ;)

N900: Filme und Bilder verstecken

Am N900 läuft der Systemdienst Tracker. Er indiziert alle Dateien, die auf der Speicherkarte sowie in den Spezialordnern „Audioclips“, „Bilder“, „Dokumente“, „Videoclips“ und „Kamera“ abgelegt sind. Andere Programme (wie z.B. der Foto-Betrachter oder der Media Player) können so rasch alle vorhandenen Dateien samt eventueller Zusatzinformationen (Aufnahmedatum, Titel, …) anzeigen.

So weit, so gut. Nur will man unter Umständen nicht jedes Foto, das unter „Bilder“ abgespeichert ist, in der Übersicht des Fotobetrachters sehen. Ich bin gerade in eine solche Situation gekommen: Versuchsweise habe ich für einige gespeicherte Kontakte neue, größere Fotos verwendet. Dafür habe ich einen Unterordner „Kontakte“ im Ordner „Bilder“ angelegt. Prompt zeigt mir der Fotobetrachter beim Öffnen nun alle diese Porträtaufnahmen an. Das ist sicher nicht das, was ich wollte.

Lösung Nummer eins wäre, die Bilder in ein anderes, nicht von Tracker indiziertes Verzeichnis zu verschieben. Das ist einfach, aber langweilig. Außerdem will ich die Fotos partout im Ordner „Bilder“ haben. Dort gehören sie nun mal hin.

Lösung Nummer zwei ist in einer Konfigurationsdatei versteckt, die im Verzeichnis /home/user/.config/tracker zu finden ist. Sie heißt tracker.cfg und bestimmt das Verhalten des Indizierungs-Dienstes. Gottseidank ist es eine ganz normale Textdatei, die sich sogar ohne root-Rechte bearbeiten läßt. Die spannenden Zeilen finden sich relativ weit oben, am Anfang der Datei, in der Sektion „[Watches]“. Die Zeile „WatchDirectoryRoots= …“ legt fest, welche Verzeichnisse grundsätzlich überwacht werden sollen. Darunter gibt „NoWatchDirectory= …“ an, welche Verzeichnisse von der Indizierung ausgeschlossen sind. Genau da findet sich schon ein von Nokia selbst erstelltes Beispiel: Der Eintrag „$HOME/MyDocs/.sounds/Ringtones/“ verhindert, daß Klingeltöne aus diesem Verzeichnis (entspricht „Audioclips/Ringtones“ im Dateimanager) im Media Player als Musik angezeigt werden.

Nach diesem Muster kann man x-beliebige Unterordner von der Tracker-Indizierung ausnehmen. Bei mir beispielsweise gibt es jetzt den Zusatzeintrag „$HOME/MyDocs/.images/Kontakte/“. Er sorgt dafür, daß mein Foto-Betrachter nicht die Gesichter anzeigt, die ich ohnehin im Telefonbuch neben den einzelnen Namenseinträgen finde. Gleichzeitig bleibt der Ordner selbst aber im Dateisystem sichtbar - das ist wesentlich, sonst könnte ich die darin enthaltenen Fotos ja nicht auswählen und zuordnen. ;)

Wichtig: So richtig gut funktioniert diese Methode, wenn man zuerst die Konfigurationsänderung durchführt, dann das N900 neu startet und erst ganz zum Schluß die Dateien in den ausgeschlossenen Ordner verschiebt. Eine andere Reihenfolge führt dazu, daß Tracker die Indizierug schon durchgeführt hat, bevor ihm der Zugang zum Verzeichnis verboten wird. Auch das läßt sich korrigieren, die dafür notwendigen Klimmzüge können aber durch Einhalten der richtigen Reihenfolge leicht vermieden werden.

Zum Editieren der Datei selbst empfehle ich übrigens den Editor Leafpad aus dem Extras-Repository. Keinesfalls darf man die vorinstallierte Applikation „Notizen“ verwenden: Sie schreibt Dateien nicht in reinem Textformat zurück und würde die Konfiguration unbrauchbar machen. Weil die Konfigurationsdatei selbst sich außerhalb des Bereichs befindet, der für normale Benutzer-Dateioperationen sichtbar ist, kann sie auch von Leafpad aus nicht über „Datei|Öffnen“ gefunden werden. Lösung: Kommandozeile öffnen und als Befehl „leafpad /home/user/.config/tracker/tracker.cfg“ eingeben. Natürlich gilt: Wer vorher eine Sicherungskopie macht, hat nachher kein kaputtes Telefon.

Jetzt, wo ich weiß wie das funktioniert, kann ich auch die ganzen bösen Filme rüberkopieren, ohne daß Thumbnails davon im Media Player auftauchen. ;)


Nokia N900 Firmware Upgrade

Zum ersten Mal in der Geschichte von Maemo gibt Nokia ein geplantes Firmware Upgrade ausgewählten Kunden zum Vortesten frei. Gefordert wurde das seit Jahren, bisher hatten sich hier aber die „Anzüge“ gegen die „T-Shirts“ in der Firma durchgesetzt und dies aus rechtlichen und kommerziellen Gründe verhindert.

Seit gestern ist alles anders. Ausgewählte Kunden, die durch ihre bisherigen Bugreports im öffentlichen Bugzilla aufgefallen sind, haben eine Einladung zum Download der Firmware 1.1 erhalten. Das ist einerseits ein nettes Weihnachtsgeschenk, soll in erster Linie aber die Qualitätssicherung auf eine neue Ebene stellen. In der Vergangenheit haben Firmware-Updates immer wieder nicht nur zu neuen Bugs geführt. Besonders unangenehm war, daß vermeintlich vernachlässigbare Änderungen im Betriebssystem zu Problemen mit Programmen von Drittherstellern geführt haben. Solche Situationen will man vermeiden.

Ob das ein einmaliges Vorgehen bleibt oder zum fixen Bestandteil im Firmware-Releasezyklus wird, hängt nicht zuletzt auch vom Verhalten der ausgewählten Testuser ab. Nokia besteht nämlich nach wie vor darauf, daß über ungelegte Eier nicht gegackert werden soll. Die Firmware ist (noch) kein offizielles Produkt und soll deshalb auch nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden. In der gestrigen Ankündigung zum Test-Release findet sich daher folgender Absatz:

Please keep yourselves in the task of bug reporting. We don't really need you going through details about the unreleased software in Talk, mailing lists, blogs or anywhere out of bugs.maemo.org. We have decided that trust is better than an NDA in this situation so please don't give us reasons to reconsider the NDA or the community testing itself. If you prefer to keep your freedom to especulate publicly about the content of the next release then we ask you to simply decline the invitation.

Die „T-Shirts“ haben sich also zwar durchgesetzt, haben aber offenbar noch ein bißchen Angst davor, daß die „Anzüge“ hinterher doch Recht behalten. ;)

Ich persönlich bin übrigens nicht unter den ausgewählten Testern, ich hab erst einige wenige Bugs gemeldet. Für mich persönlich bedeutet die ganze Geschichte nur (hoffentlich) bessere Software-Qualität und vor allem wieder einen Schritt mehr in Richtung Offenheit in einem altmodisch organisierten, von „Anzügen“ geführten weltweiten Konzern. Ach ja, und es bedeutet noch etwas: Nokia wird den angekündigten Termin für das Firmware-Update („vor Weihnachten“) nicht halten können.


Maemo auf Atom-Laptop gesichtet

Fast. Nicht wirklich das ganze Maemo-System, aber der Hildon-Desktop mit dem charakteristischen Task-Switcher, dem Startmenü und den scrollenden vier Desktops ist hier auf einem Beweisvideo zu bewundern. Laufen tut das System unter Kubuntu auf einem mit einer Intel Atom-CPU betriebenen Laptop.

Eine der völlig sinnfreien Spielereien, die mich so faszinieren. Schaut gleich ganz anders aus als auf dem 3,5"-Touchscreen des N900. ;)


Neues Ubuntu für alte PCs optimieren

Mit einem der letzten Updates von Karmic Koala ist mein alter Pentium 4 (1,4 GHz, 256 MB Hauptspeicher und eine sehr langsame Festplatte) plötzlich zur unerträglich lahmen Schnecke verkommmen. Hoppla? Eigentlich sollten die Dinge doch besser und schneller werden?

Auffällig war zunächst die ungewöhnlich lange Zeit vom Login bis zum kompletten Aufbau des fertig benutzbaren Desktops. Da vergingen schon mal 1-2 Minuten unter heftigem Rattern der Festplatte. Kaum lag Gnome dann fertig vor mir, war der Hauptspeicher auch schon zur Gänze belegt. Sogar die Swap-Partition war schon angeknabbert. Dabei hatte ich noch kein einziges Programm gestartet! Sobald dann auch nur ein bißchen Bewegung ins System kam (Firefox öffnen, im Terminal als root anmelden - egal was), gabs nur mehr Ein- und Auslagern auf der Platte. Ein vernünftiges Arbeiten war nicht mehr möglich.

Chaos. Verzweiflung. Tränen.

Dann sind mir zwei Dinge eingefallen:

  1. Bei einem der letzten Updates wurde das Paket ureadahead neu hinzugefügt.
  2. Ich habe hier vor etwas mehr als einem Jahr einmal etwas über das Beschleunigen des Login-Vorgangs durch Vorausladen oft benötigter Dateien durch GDM geschrieben.

Mein kleines blondes Hirn hat diese beiden Informationen mit dem sagenhaft vollgepferchten Hauptspeicher und der ständig ratternden Festplatte kombiniert und festgestellt: Daran liegts! Tatsächlich, daran lags auch.

Zwar meint ureadahead es gut und automatisiert den Trick des Vorausladens von Dateien, den ich selbst beschrieben habe. Allerdings wird ein System dadurch nur dann wirklich schneller, wenn nicht ein Flaschenhals auftaucht, mit dem die Ubuntu-Designer nicht gerechnet haben: eine langsame Festplatte und ungewöhnlich wenig Hauptspeicher. Genau das ist hier passiert. Wegen der langsamen Festplatte hat das Vorausladen der Dateien so lange gedauert, daß es jenseits jeder Schmerzgrenze lag. Gleichzeitig wurde damit der ohnehin knapp bemessene Hauptspeicher so sehr belastet, daß das System auf die Swap-Partition ausweichen mußte. Wer schon einmal erlebt hat was passiert, wenn Daten gelesen und gleichzeitig Swap-Speicher auf der gleichen Platte befüllt wird, der weiß, was ich mit „langsam“ meine.

Die Lösung ist ziemlich trivial. Verantwortlich für das Vorausladen sind folgende Dateien:

  • /etc/init/ureadahead.conf
  • /etc/init/ureadahead-other.conf
  • /var/lib/ureadahead/pack

Die ersten beiden starten das ureadahead-Service. Das verhindert man, indem man (als root) die Endung .conf in irgendetwas anderes ändert. Bei mir heißen die beiden Dateien jetzt ureadahead.disabled und ureadahead-other.disabled. Die letzte Datei, pack, enthält alles, was ureadahead so in den Speicher laden soll. Eigentlich sollte es nicht notwendig sein, aber sicherheitshalber habe ich diese Datei auch umbenannt.

Mein persönlicher Eindruck ist, daß Ubuntu auf diesem einen Rechner jetzt noch wesentlich schneller ist, als es vor dem unglückseligen Update mit ureadahead jemals war. Das ist durchaus möglich: Ureadahead hat den Dienst sreadahead ersetzt, der in etwa den gleichen Zweck hatte, technisch aber anders gearbeitet hat. Ich gehe davon aus, daß auch sreadahead auf diesem einen PC hier unschöne Nebenwirkungen hatte, die mir einfach nicht weiter aufgefallen sind. Immerhin ist der Rechner so alt, daß man sich über ein bißchen Ruckeln beim Hochfahren nicht wundert. Damit ist aber jetzt Schluß. Nur 70 Sekunden vom Einschalt-Knopf bis zum letzten Ruckeln der Festplatte nach dem Laden des Desktops, das ist für einen sieben Jahre alten Rechner nicht so schlecht. ;)


Nokia N900 - Erfahrungsbericht

Ich gebs zu, ich hab mir Zeit gelassen mit meinen ersten Eindrücken. Aber nach einem langen Wochenende und zwei extra-Tagen ist es nun soweit. Trommelwirbel: „Das N900 und mein Leben!“ ;)

Executive Summary¹

Uneingeschränkt begeistert bin ich nicht. Wer nicht den offenen Charakter der Plattform als Mehrwert schätzt, sollte die Finger davon lassen. Und nicht einmal ich wäre bereit, die vollen € 600,- Listenpreis dafür zu zahlen. Aber: Es gibt gelungene Aspekte, die Hoffnung machen.

Als Telefon

Als Telefon ist es schlicht unbrauchbar. Das fängt schon bei der Größe an (unbequem in der Jeans-Tasche), hat aber vor allem mit der langen Liste fehlender Features zu tun. Ich verwende auf meinem S60-Gerät Dinge wie Voice-Dial, MMS, Text2Speech, SyncML via http, Videotelefonie, Java-Programme, … regelmäßig. Darauf will ich nicht verzichten, nur weil das neue Spielzeug zu 80% mit freier Software betrieben wird.

Konsequenz: Im N900 steckt eine A1 Xtracard, die zwar parallel zu meiner Haupt-SIM-Karte läutet, in erster Linie aber nur zum mobilen Surfen da ist. Als Telefon (und damit: zum Surfen, Mailen, RSS-Lesen unterwegs …) verwende ich nach wie vor mein 6110 Navigator. Es ist dem N900 haushoch überlegen - nicht zuletzt auch in der Bedienung. Mit dem Daumen an den S60-typischen Navigationsknöpfen erreiche ich jede Funktion 10x schneller als beim zweihändigen Herumpatschen am Touch-Screen.

Als mobiler Computer / Internet Tablet

Nokia hat die Bezeichnung „Internet Tablet“ aufgegeben, trotzdem muß sich das N900 den direkten Vergleich mit seinen ebenfalls Maemo-basierenden drei Vorgängern gefallen lassen. Der fällt nicht immer positiv aus. So mußte das Gerät kleiner werden, um gerade noch als Telefon durchgehen zu können. Dadurch ist aber auch der Bildschirm geschrumpft. Die übrig gebliebenen 3,5 Zoll sind nun aber wirklich zu klein. Vor allem beim Surfen und beim Videoschauen wünsche ich mir das N810 zurück. Auch die Mini-Tastatur ist an der Grenze des Erträglichen.

Ebenfalls ärgerlich: Dem Markttrend zur Übersimplifizierung folgend hat man viele Funktionen (und vor allem Einstellungsmöglichkeiten) gestrichen. Es gibt keine (Unter-)Kategorien mehr im Programm-Menü (das sich darüber hinaus nicht mehr umsortieren läßt), keinen Status „beschäftigt“ im Instant Messaging Client, es gibt keine Hardware-Taste mehr, die zwischen Vollbild- und Fenstermodus hin- und herschaltet, Bluetooth-Tastaturen werden ebensowenig unterstützt wie die Koppelung an ein Telefon, das als Modem dient … Die Liste ist lang und doppelt ärgerlich. Immerhin waren diese Funktionen - im Gegensatz zu den fehlenden Telefonie-Features - in der Vorgängerversion ja bereits implementiert. Es scheitert hier also nicht am Können, sondern am Wollen.

Deutlich wird, daß Nokia die Zeit bei der Entwicklung von Maemo 5 in erster Linie dem User Interface gewidmet hat. Es unterscheidet sich in seiner bescheidenen Schlichtheit besonders stark von den mächtigen Vorgängern und hat wohl jede Menge Manntage verschlungen. Dafür finden sich unter der Oberfläche viele Kinderkrankheiten, mit denen man bei der Version 5 eines Betriebssystems einfach nicht mehr rechnet. Die zu beseitigen war offenbar nicht mehr Zeit genug vor dem Launch. (Wenigstens gibts keine spontanen Neustarts oder Abstürze.)

Das Gute zum Schluß

Wider Erwarten großteils gelungen ist die Gestaltung der Benutzeroberfläche. Ich habe bei den ersten Screenshots und Demo-Videos Gift und Galle gespuckt, weil mir viele neue Konzepte völlig unnachvollziehbar erschienen sind. Erst in der Praxis sieht man dann aber, wie gut sie eigentlich funktionieren. Nur ein Beispiel: Ich konnte absolut nicht verstehen, warum man aus einer laufenden Anwendung heraus nicht direkt zum Menü mit allen installierten Programmen wechseln kann. Der Weg dorthin führt zwingend über den Task Switcher, in dem alle derzeit laufenden Applikationen sichtbar sind. Nach einigen Tagen Praxis weiß ich: Man macht Programme am N900 sowieso nie zu. Deshalb enthält der Task Switcher in der Regel alles, was man so üblicherweise verwendet. Er ist eine Art personalisierter Anwendungs-Starter - mit dem Unterschied, daß die Anwendung eben schon läuft und wirklich sofort zur Verfügung steht.

Ebenfalls überzeugend: die Rechenleistung. Es ist einfach völlig wurscht, wie viele bunte Werbefilmchen die bösen Kerls von derstandard.at wieder in ihre Website eingebaut haben … das N900 schluckt alles. Und zwar auch dann, wenn gleichzeitig orf.at und maemo.org offen sind.

Überraschend auch die Energieeffizienz. Obwohl Nokia - ebenfalls der Größe wegen - einen schwächeren Akku verbauen mußte als noch beim N810, hält er beim Surfen, Chatten, Fotografieren und Mailen im „Ich probier jetzt alles aus“-Modus einen Tag durch. (Dabei war fast immer sowohl WLAN als auch UMTS aktiv.) Für Leute, die das Gerät vielleicht doch eher als Telefon nutzen und nur gelegentlich mal einen Begriff auf Wikipedia nachschlagen, sind das sehr erfreuliche Aussichten.

Erwartungen

Auch wenn ein Update des Betriebssystems noch vor Weihnachten kommen wird und Ovi Store und diverse Community-Applikationen erst in den Startlöchern stehen: Nokia wird aus dem N900 nicht das ideale Gerät machen. Es ist und bleibt ein Experiment, so wie das 770, das N800 und das N810. Vor etwa einem Monat schrieb Ari Jaaksi, der Maemo-Mann bei Nokia seit dem 770, in seinem Blog:

Maemo is rough on the edges. It is a bit dangerous. It is open to experiments. It is about community involvement. I want these to stay. I do not like boring cars, either.

So in etwa sehe ich mein N900: unvollständig, experimentell, … OK, vielleicht nicht wirklich gefährlich. Oder doch? Wer weiß. Es hat jedenfalls mehr Potential als alle anderen Geräte, die ich kenne - wobei der Großteil davon derzeit ungenutzt bleibt. Was fehlt, ist das Wow! Das geht auch!?. Es wird spannend zu sehen, wie die Entwicklung vorangetrieben wird … und von wem. Eines hat das N900 allen vorherigen Maemo-Geräten nämlich voraus: Breitenwirkung. Marketing. Mindshare¹. Mal sehen, wie sich das in einem so offenen Ökosystem auf die Entwicklung von Software auswirkt.

 

¹) Jo mei. Irgendwann bleibt sowas halt picken. Meine Eltern waren auch nicht erfreut, wie ich als kleiner Stöpsel die ersten Kraftausdrücke von der Volksschule heimgebracht hab. ;)


Mein N900 ist da: A1 Shops haben es!

Nokia N900 von A1 in OriginalverpackungDer A1-Shop hat es und ich bin schwach. N900 in the house.

Im Klartext heißt das: Dieses Wochenende ist nicht viel anzufangen mit mir. ;)




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